2.

[101] Die Möwe flog zu Nest,

Der Mond hält oben Wacht,

Des Meeres Brausen kommt

Von ferne durch die Nacht.


Ich schreit' hinab zum Strand,

Die Seeluft streift mein Haar,

Da kommt mir's ins Gemüt,

Was jemals süß mir war.[101]


Und wie die Wolken dort

Sich rasch verwandelnd ziehn,

Ziehn durch die Seele mir

Erinnrungsträume hin.


Sie wechseln für und für,

Sie grüßen und zergehn;

Dein Bild nur, wie der Mond,

Bleibt klar inmitten stehn.

Quelle:
Emanuel Geibel: Werke, Band 2, Leipzig und Wien 1918, S. 101-102.
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