Fahnentreu

[207] 1850.


Weil auf blut'gem Plane

Heut ihr Stern erblich,

Ließest du die Fahne

Deiner Wahl im Stich?


Deine Waffen ehrlos

Würfst du in den Sand

Und ergäbest wehrlos

Dich in Feindes Hand?


Nein! Und mag den Streichen,

Strauchelnd Schritt für Schritt,

Zahme Klugheit weichen:

Weiche du nicht mit!


Kannst du nimmer siegen,

Zeugen darfst du frei

Durch ein stolz Erliegen

Für dein Feldgeschrei.


Bis sie dich durchbohren,

Trutze drum und ficht;

Gib dich selbst verloren,

Nur dein Banner nicht.[207]


Andre werden's schwingen,

Wenn man dich begräbt,

Und das Heil erringen,

Das dir vorgeschwebt.

Quelle:
Emanuel Geibel: Werke, Band 2, Leipzig und Wien 1918, S. 207-208.
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