Danklied

[217] Du bist's, dem Ruhm und Ehre gebühret;

Und Ruhm und Ehre bring ich dir.[217]

Du, Herr, hast stets mein Schicksal regieret,

Und deine Hand war über mir.


Wenn Not zu meiner Hütte sich nahte:

So hörte Gott, der Herr, mein Flehn,

Und ließ, nach seinem gnädigen Rate,

Mich nicht in meiner Not vergehn.


Ich sank in Schmerz und Krankheit danieder,

Und rief: O Herr, errette mich!

Da half mir Gott, der Mächtige, wieder,

Und mein Gebein erfreute sich.


Wenn mich der Haß des Feindes betrübte:

Klagt ich Gott kindlich meinen Schmerz.

Er half, daß ich nicht Rache verübte,

Und stärkte durch Geduld mein Herz.


Wenn ich, verirrt vom richtigen Pfade,

Mit Sünde mich umfangen sah:

Rief ich zu ihm, dem Vater der Gnade;

Und seine Gnade war mir nah.


Um Trost war meiner Seele so bange;

Denn Gott verbarg sein Angesicht.

Ich rief zu ihm: Ach Herr, wie so lange?

Und Gott verließ den Schwachen nicht.


Er half, und wird mich ferner erlösen,

Er hilft; der Herr ist fromm und gut.

Er hilft aus der Versuchung zum Bösen,

Und gibt mir zu der Tugend Mut.


Dir dank ich für die Prüfung der Leiden,

Die du mir liebreich zugeschickt.

Dir dank ich für die häufigern Freuden,

Womit mich deine Hand beglückt.


Dir dank ich für die Güter der Erden,

Für die Geschenke deiner Treu.[218]

Dir dank ich; denn du hießest sie werden,

Und deine Güt ist täglich neu.


Dir dank ich für das Wunder der Güte:

Selbst deinen Sohn gabst du für mich.

Von ganzer Seel und ganzem Gemüte,

Von allen Kräften preis ich dich.


Erhebt ihn ewig, göttliche Werke!

Die Erd ist voll der Huld des Herrn.

Sein, sein ist Ruhm und Weisheit und Stärke;

Er hilft und er errettet gern.


Er hilft. Des Abends währet die Klage,

Des Morgens die Zufriedenheit.

Nach einer Prüfung weniger Tage

Erhebt er uns zur Seligkeit.


Vergiß nicht deines Gottes, o Seele!

Vergiß nicht, was er dir getan.

Verehr und halte seine Befehle,

Und bet ihn durch Gehorsam an!


Quelle:
Christian Fürchtegott Gellert: Werke, Band 1, Frankfurt a.M. 1979, S. 217-219.
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