XL. Jor Stilstan

[62] DER .XL. JERIG.

Mein anligen ich dir bald sag

Do si vnd btracht ich nacht vnd tag

Nach üppigkait als mancher thůt

I hoffart vnd ouch vbermůt

Do mit ich tägglich für här brich

Dar durch ich mich an menchem rich[62]

Vnd gang do här recht wie ain stier

Verglich mich gantz eim wilden thier

Zů dem sich niemandt nahen thar

Im eebruch soltu nåmen war

Zier ich zů aller zeit mein lyb

Vnd beschiß manch biderbman sin wyb

Die Ee die thůn ich krümmen biegen

Mit minem wyb hab ich kain bnügen

Allein ich sin zun eren spar

Meins huß nim ich gar wenig war

Sich auch nit an mein gůten fründ

Ob ich verderb mein klainen kind

Röck, schuben, mäntel, henck ich yn an

Vnd loß mein frawen nackend gan

DER EINSIDEL.

Ein rechter laur magstu wol sin

Du lystts im kot recht wie ein schwin

Das macht dein groß vnluterkait

Wirt dir vffs lest noch werden laidt

Waist nit welch got zůsamen hat gegeben

Sol niemandt schaiden merck mich eben

DER .XXXX. JERIG.

Du seist mir von der lesten zyt

Das mir nit vyl zů schaffen gyt

Do hin mag ichs wol alles sparen

Da wirt air mit dem andern faren

Nun glich ich doch Salomon

Aristoteli, Vergilio vnd Samson

Die wißsten stercksten gwesen sind

An wyben auch waren erblindt

Solt ich da anders triben ouch

So wär ich wol ain grosser gouch

Dar zů würd ich täglich bericht

Das man sie setzt yn rot vnd gricht

Ouch kan nit anders sähen hören

Wa die es selber solten weren

Die wend sin haben grosse eer

Als ich täglichen von yn hör[63]

Das eir nit sey ain redlich man

Welcher sein ee nit brächen kan.

Du magst worlich wol fürbaß gan

DER EINSIDEL.

Vier hast mir nach einander gnandt

Hand all gelitten grosse schandt

Auch soltu mercken hie mit flyß

Durch eebruch kam der schön Paryß

Vmbs läben, durch dschön Helena zart

Die stat Troy zerstöret ward

Vnd kam Priamus vmb sin läben

Ach gůter fründ nun merck hie eben

Durch vnküscheit ließ got dwelt zergon

Do Dauid hat ein eebruch gton

Ließ im verkünden durch Nathan gott

Das er yn kläglichen stroffen wot

Wer Thamar nit vom eebruch gschant

So wär sie nit zum für erkant

Din hoffart thůst ouch beschaidē meich

Bracht Nabuchodonosor vō sim reich

Balthasar wär nit zů tod erschlagen

Fůnfftziäriger was thůst du vnß sagen


Quelle:
Pamphilus Gengenbach. Hannover 1856, S. 62-64.
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