DER SCHLEIER · DAS SIEBENTE

[62] Ich werf ihn so: und wundernd halten inne

Die auf dem heimischen baumfeld früchte kosten ..

Die ferne flammt und eine stadt vom Osten

Enttaucht im nu mit kuppel zelt und zinne.


Einst flog er so empor: und öde schranken

Der häuser blinkten scheinhaft durch die nässe

Es regte sich die welt in silberblässe –

Am vollen mittag mondlicht der gedanken!


Er wogt und weht: und diese sind wie hirten

Der ersten tale · jene mädchen gleiten

Wie sie die einst im rausch der Göttin weihten ..

Dies paar ist wie ein schatten unter mirten.


Und so gewirbelt: ziehen sie zu zehnen

Durch dein gewohntes tor wie sonnenkinder –

Der langen lust · des leichten glückes finder ..

So wie mein schleier spielt wird euer sehnen![63]

Quelle:
Stefan George: Der Teppich des Lebens und die Lieder von Traum und Tod. Gesamt-Ausgabe der Werke, Band 5, Berlin 1932, S. 62-65.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Der Teppich des Lebens und die Lieder von Traum und Tod
Der Teppich des Lebens und die Lieder von Traum und Tod mit einem Vorspiel
Sämtliche Werke in 18 Bänden. Bd. 5: Der Teppich des Lebens und die Lieder von Traum und Tod mit einem Vorspiel
Der Teppich Des Lebens: Und Die Lieder Von Traum Und Tod Mit Einem Vorspiel (German Edition)