DIE TAT

[49] Der bodenblumen stilles und bescheidnes heer ·

Der knappe ging darüber hin gedankenleer


Vor tag – nicht weit von seines vaters gästehalle.

Dann warf er kiesel nieder von des brunnens walle


Vielleicht darin sich sehend ruhm- und blutbedeckt.

Am mittag da ihm nicht das grüne zeichen steckt ·


Das hoffnungzeichen auf der nachbarlichen zinne

Das ihm gewährung heisst und Melusinens minne ·[50]


Erzittert er ... und stundenlang hat er geweint

In trotz und trauer da wo voll die sonne scheint.


Am abend nach den wäldern die vor schrecknis pochen

Ist er nach tod und wunden gierig aufgebrochen.


Er achtet nicht auf wohlgesinnter wesen wort

Er dringt mit wilden knabenhaften schritten fort


Und als vor seiner hand bewehrt mit blossem degen

Das ungetüm in gift und glut getaucht erlegen:


Verfolgt er seine bahn erhellt vom fackelbrand ·

Die schönen blicke still und grad zum himmelrand.

Quelle:
Stefan George: Die Bücher der Hirten- und Preisgedichte, der Sagen und Sänge und der hängenden Gärten. Gesamt-Ausgabe der Werke, Band 3, Berlin 1930, S. 49-51.
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