DER SEE

[73] In tausend farben schillert der see

Er spiegelt das bild auf dem wolkenbau

Das die halb schon verborgene fee

Hat zaubrisch entrollt:

Von lichtgrün zu blau

Von purpur zu gold

Die farben ineinanderfliessen

Im bilde still schimmernd

Im spiegel rasch flimmernd.

Zur seite stehen die mächtigen riesen

Sie schaun in den see

Durch dunkle stahlgewande verschönt

Mit glänzendem schnee

Die trotzigen nacken

Und die trotzigen häupter gekrönt.[74]


Im hintergrund liegen bleigrau die wogen

Und ganz in der ferne des eisgebirgs zacken

Von Einem blassen schein überzogen –

Die linke dunkelnd

Lastend und schwül

Die rechte funkelnd

In buntem spiel.

Darüber ein heiliger friede ruht

Der friede der berge der wolken der flut.

Quelle:
Stefan George: Die Fibel. Gesamt-Ausgabe der Werke, Band 1, Berlin 1927, S. 73-75.
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