CXLI

[147] Ich liebe dich nicht mit den augen · traun!

Da sie in dir die tausend fehler spähn.

Was mit befriedigung lieb hält trotz dem schaun:

Es ist mein herz das liebt was sie verschmähn.


Mein ohr hängt nicht an deiner stimme sange ..

Kein fühlen · tasten – zart noch gar gemein –

Kein schmecken und kein riechen das verlange

Nach einem sinnen-mahl mit dir allein.


Nicht meiner sinne und witze fünfzahl kann

EIN närrisch herz von seiner fron befrein

Das haltlos lässt den schein von einem mann:

Für dein stolz herz ein sklav und wicht zu sein ..


Nur dass ich soweit meine pein begrüsse

Dass sie die mich zur sünde bringt mich büsse.[147]


Quelle:
George, Stefan: Shakespeare. Gesamt-Ausgabe der Werke, Band 12, Berlin 1931, S. 147-148.
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