CXLII

[148] Mein fehl ist liebe · deine tugend hass ·

Hass meines fehls erbaut auf frevler liebe.

O miss an deinem meinen unverlass:

Und du siehst nichts was vorzuwerfen bliebe.


Wenn aber doch · so nicht von deinem mund

Der seinen scharlach-schmuck bedeckt mit scham ·

Und oft · gleich mir · schloss falschen liebesbund ·

Von andrer bettgut sich den zins entnahm.


Lass mich dich rechtlich lieben wie du sie

Um die dein auge wirbt wie meins dich quält.

Pflanz mitleid in dein herz dass wenns gedieh

Dein mitleid einst auf mitleid-finden zählt.


Wie leicht wenn du einst suchst was du verwehrst

Dass du durch eigen-beispiel dann entbehrst![148]


Quelle:
George, Stefan: Shakespeare. Gesamt-Ausgabe der Werke, Band 12, Berlin 1931, S. 148-149.
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