CXXIV

[130] Wär meine liebe nur ein kind der pracht

So könnte Glück als bastard sie entvätern ·

So würfe Zeit die zürnt und Zeit die lacht

Den pflückern sie als blum · als gras den jätern.


Nein · sie entstand fern von zufälligkeit.

Sie leidet nicht durch pomp der gleisst · noch sinkt

Vorm schlag gedrückter unzufriedenheit

Wozu die zeit jezt unsrer laune winkt.


Sie fürchtet klugheit nicht · die ketzerin ·

Wirkt nicht mit kurzbemessnem überlass.

Sie nur steht da mit maasslos klugem sinn ·

Wächst nicht durch hitze · weicht nicht auf durch nass.


Hier mögt ihr narrn der zeit mir rede stehn:

Ihr starbt fürs recht und lebtet fürs vergehn.[130]


Quelle:
George, Stefan: Shakespeare. Gesamt-Ausgabe der Werke, Band 12, Berlin 1931, S. 130-131.
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