LIV

[60] O wieviel mehr die schönheit schön erscheint

Durch jenen süssen schmuck den wert ihr webt!

Hold sieht die rose aus · doch holder meint

Man jenen süssen duft der in ihr lebt.


Wildblüten haben gleiche tiefe glut

Am gleichen dorn wie riechend farbige rosen

Und · wenn des sommers atem offen tut

Die knospenlarven · gleiches üppiges kosen.


Doch ihre tugend liegt nur im gesicht ·

Sie leben ohne lieb und ehr · am strauch

Absterbend .. süsse rosen tun das nicht:

Aus ihrem süssen tod strömt süsster hauch.


So träufle · lieblicher und schöner knabe ·

Wenn alles welkt dein wert aus meiner gabe.[60]


Quelle:
George, Stefan: Shakespeare. Gesamt-Ausgabe der Werke, Band 12, Berlin 1931, S. 60-61.
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