LXVIII

[74] Sein antlitz gibt das bild von fernen tagen

Als schönheit lebt' und starb wie blumen nun –

Eh diese bastardzeichen sie getragen

Und wagte auf lebendige stirn zu tun.


Eh von den toten man den goldnen schopf ·

Das recht der grabesstätten · scheren liess

Zum zweiten leben auf dem zweiten kopf ·

Eh man geprunkt mit toter schönheit vliess.


In ihm die heiligen alten stunden blühn ·

Ohn allen zierat · für sich selbst und treu.

Sie machten keinen lenz mit andrem grün ·

Kein raub von altem schmückte schönheit neu.


Mit ihm hält die Natur ein bild empor

Der falschen kunst was schönheit war zuvor.[74]


Quelle:
George, Stefan: Shakespeare. Gesamt-Ausgabe der Werke, Band 12, Berlin 1931, S. 74-75.
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