LXXIII

[79] Die zeit des jahres magst du in mir sehn

Wo gelbe blätter · keine · wenige hangen

Auf diesen ästen die im wind sich drehn ·

Chor-trümmer kahl wo einst die vögel sangen.


In mir siehst du zwielicht von solchem tag

Der nach der sonne weggang bleicht im west ·

Das schwarze nacht gar bald entführen mag ..

Zwilling des tods umhüllt sie alles fest.


In mir siehst du das brennen solcher glut

Die auf den aschen ihrer jugend schwebt

Wie auf dem totenbett wo sie bald ruht –

Durch das verzehrt wovon sie einst gelebt.


Dein lieben wächst · wirst du dir dess bewusst ·

Und du liebst wohl was du bald lassen musst.[79]


Quelle:
George, Stefan: Shakespeare. Gesamt-Ausgabe der Werke, Band 12, Berlin 1931, S. 79-80.
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