LXXXV

[91] Mir schweigt die Muse · macht nicht wesens viel

Da deines lobs berichte reich verteilt

Ihr wesen festigen mit goldnem kiel

Und sätzeschmuck von allen Neun gefeilt.


Ich sinne gut und andre schreiben gut.

Wie messner aus dem volk ruf ich nur amen

Zu jedem preislied das ein fähiger tut

Mit wohlverfeinter schrift in glatten rahmen.


Hör ich dein lob · so sag ich ›ja 's ist wahr‹

Und setz aufs meiste lob noch etwas mehr ..

Doch nur im sinn – dess liebe zu euch zwar

An wort zulezt kommt · doch an rang weit ehr.


Gib andren für ihr schallend wort gewicht ·

Mir für mein dumpf gesinn draus wahrheit spricht.[91]


Quelle:
George, Stefan: Shakespeare. Gesamt-Ausgabe der Werke, Band 12, Berlin 1931, S. 91-92.
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