LXXXVIII

[94] Hast du einst mich gering zu achten lust ·

Und stellest mein verdienst vors aug des neids:

Kämpf ich für dich zum eigenen verlust ·

Nenn ich dich gut trotz deines falschen eids.


Ich lege selbst die eigne schwäche offen

Zu deinem nutzen – selbst am besten wissend

Was an verborgnen fehlern mich betroffen ..

Und vielen glanz erwirbst du · mich vermissend.


Und ich bin ein gewinner noch dazu.

Mit allen sinnen neig ich ja zu dir ..

Und gibt die unbill die ich selbst mir tu

Dir vorteil: gibt sie doppel-vorteil mir.


So ist mein lieben · so bin ich dein knecht

Dass ich jed falsch ertrage für dein recht.[94]


Quelle:
George, Stefan: Shakespeare. Gesamt-Ausgabe der Werke, Band 12, Berlin 1931, S. 94-95.
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