XCII

[98] Doch tu dein schlimmstes nur: stiehl dich hinaus!

Für lebens frist bist du gesichert mein.

Mit deiner liebe geht mein leben aus:

Es ist gebunden an die liebe dein.


Wie hätt ich also furcht vorm schlimmsten weh

Wenn durch ein kleinstes schon mein leben fällt?

Ein bessres los ist was ich vor mir seh

Als dies das sich an deine laune hält.


Nicht kränken kannst du mich mit unbestand

Wenn durch dein weggehn schon mein leben floh!

O was ich für ein frohes anrecht fand:

Froh dich zu lieben und zu sterben froh!


Doch gibts ein selig-schön dem nichts gebricht?

Du magst mir falsch sein und ich weiss es nicht.[98]


Quelle:
George, Stefan: Shakespeare. Gesamt-Ausgabe der Werke, Band 12, Berlin 1931, S. 98-99.
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