XVII

[23] Wer glaubt mir später · auch wenn du erschienst

In meinem vers mit deiner reichsten gabe?

Er zeigt – weiss himmel – kaum dein halb verdienst

Und hüllt dein leben wie in einem grabe.


Hätt ich dem reize deines augs genügt ·

Mäss ich in neuem maass all deine schöne ·

So spräche künftige zeit: ›der dichter lügt.

Kein erdgesicht birgt solche himmelstöne.‹


Wer dann die altersgelben blätter las

Lacht – wie auf greise minder wahr als lang ·

Nennt dein gut recht ein dichterlich geras ·

Gedehnten ton von einem alten sang.


Doch lebt dann noch von deinem stamm ein glied ·

So lebst du zwier: in ihm und meinem lied.[23]


Quelle:
George, Stefan: Shakespeare. Gesamt-Ausgabe der Werke, Band 12, Berlin 1931, S. 23-24.
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