XXXIV

[40] Warum versprachst du solchen schönen tag

Dass ich mich ohne mantel aufgemacht?

Mich holten niedre wolken ein – da lag

Verhüllt in fauligem dunste deine pracht.


's ist nicht genug dass du durch wolken siehst ·

Und trocken wischst mein sturmgepeitscht gesicht ..

Denn keiner solche salbe lobt: sie schliesst

Die wunde aber heilt den unfall nicht ·


Noch zieht mein schmerz arznei aus deiner scham ..

Bereust du auch · ist der verlust doch mein.

Nur schwache lindrung gibt des kränkers gram

Dem der erträgt der schweren kränkung pein.


Doch tränen die du weinst sind perlen – ach!

Und sie sind reich und sühnen jede schmach.[40]


Quelle:
George, Stefan: Shakespeare. Gesamt-Ausgabe der Werke, Band 12, Berlin 1931, S. 40-41.
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