I

[27] Vermummter guter reiter auf dem stillen rosse –

Das unglück traf mein altes herz mit dem geschosse.


Mein altes herzensblut in einem strahl entfuhr

Um zu verflüchten in dem lichte auf der flur.


Mein aug erlosch · ein schrei entfuhr aus meinem munde ·

In wildem zucken ging mein altes herz zugrunde.


Der ritter Unglück hat indessen beigelenkt ·

Ist abgestiegen · hat die hand auf mich gesenkt.


Sein finger erzumkleidet trat in meine wunde –

Er gab mit rauhem wort von seinem willen kunde.


Und sieh! kaum drang sein kalter eisenfinger ein

Ward mir ein neues herz – ein herz so stolz und rein.


Und sieh! erleuchtet wie von einem himmelsdochte

Ein herz so jung und gut in meinem busen pochte.[27]


Noch blieb ich zitternd und zum zweifel noch geneigt

Wie einer dem der Herr im schlaf gesichte zeigt.


Er aber sass von neuem auf · der gute reiter ·

Er nickte mit dem kopf herab und sprengte weiter.


Er schrie: – und seine stimme gellt mir noch im ohr –

Nun aber vorsicht! solches kommt nur einmal vor.

Quelle:
George, Stefan: Zeitgenössische Dichter. Übertragungen, Zweiter Teil, Gesamt-Ausgabe der Werke, Band 16, Berlin 1929, S. 27-28.
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