KASPAR HAUSER SINGT:

[28] Sanften blickes ein stiller waise

Zu grosser städte getös

Kam ich auf meiner reise –

Niemand nannte mich bös.


Im zwanzigsten jahre ein grauen

(Man heisst es auch liebesglut)

Gab mir die schönheit der frauen –

Sie waren mir nicht gut.


Wenngleich ohne heimat und erben

Wenngleich ich für tapfer nicht golt ·

Im kriege wollt ich sterben ..

Der tod hat mich nicht gewollt.


Kam ich zu spät · zu frühe?

Ich weiss nicht wie mirs ergeht.

O ihr all! schwer ist meine mühe –

Sprecht für mich ein gebet!

Quelle:
George, Stefan: Zeitgenössische Dichter. Übertragungen, Zweiter Teil, Gesamt-Ausgabe der Werke, Band 16, Berlin 1929, S. 28-29.
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