Dritte Szene


[19] Tomyris allein.


Die Stunde der Entscheidung nahet, der

Entscheidung über das Schicksal eines Volkes.

Entsetzlicher Gedanke grad das Unheilvolle

Zu treffen. Ohne es gewollt zu haben

Am Unglück eines Volkes schuld zu sein.

Doch glaub ich an der Gottheit gnädig Walten,

Dass keinem sie auf seine Schultern legt

Die schwere Bürde Völker zu regieren

Dem sie nicht Kraft und Einsicht auch verleiht.

Wenn er nur stets der Gottheit Satzung heiligt,

Im Stolz ihr nie die höchste Ehre stiehlt,

An bösen Lüsten niemals sich beteiligt,

Nie mit dem anvertrauten Szepter spielt,

So wird der Gottheit Geist ihn nie verlassen,

Der uns das Rechte in die Seelen haucht,

Sie wird ihn immer das befehlen lassen,

Was für des Volkes Heil und Segen taugt.


Quelle:
George, Stefan: Phraortes, Graf Bothwell. Düsseldorf, München 1975, S. 19-20.
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