Punschlied

[138] Und wenn die Welt voll Teufel wär',

Wir würden sie besiegen!

Wir würden sie beim langen Schweif

Und bei den Hörnern kriegen.

Sie sollten unsre Sinne nun

Und nimmermehr bethören;

Wir schmeißen in die Hölle sie,

Da, wo sie hingehören!


Chor.


Schlagt auf den Tisch mit derber Faust!

Wer hier bei vollen Bowlen[139]

Nicht bis zum frühen Morgen haust,

Den soll der Teufel holen!


Und wenn sie voll Tyrannen wär',

Wir ließen uns nicht schinden!

Ein deutscher Bursche weiß sein Schwert

Dem Herzen nah' zu finden.

Dem freien Volke wollen wir,

Nicht den Tyrannen schwören!

Wir schmeißen in die Hölle sie,

Da, wo sie hingehören!


Chor.


Ein deutscher Bursche liebt sein Schwert,

Wie diese vollen Bowlen:

Wer mit der Tyrannei verkehrt

Den soll der Teufel holen!
[140]

Und wenn sie voll Censoren wär',

Wir wollten sie schon streichen!

Da sie erröthen nicht vor Schaam,

So sollten sie erbleichen!

Wenn wir einst an's Censiren gehn,

Das wird gewaltig stören!

Wir schmeißen in die Hölle sie,

Da, wo sie hingehören!


Chor.


Es hat sich kein Kameel verirrt

Hier, zu den vollen Bowlen;

Und wer von uns einst Censor wird,

Den soll der Teufel holen!


Und wenn die Welt voll Pfaffen wär',

Wir wollten ihnen pred'gen!

Schnell uns der Pietisterei,[141]

Papisterei entled'gen.

Den Schwarzen mag die schwarze Zunft

Bedrohen und bekehren!

Wir schmeißen in die Hölle sie,

Da, wo sie hingehören!


Chor.


Ein braver Bursch liebt seinen Gott, –

Doch bei den vollen Bowlen!

Wer ihn gebraucht zu Schand' und Spott,

Den soll der Teufel holen!


Und wenn die Welt wär' – mit Respekt!

Voll rußischer Kosacken,

Wir würden ihren zott'gen Bart

Mit unsern Fäusten packen.

Längst haben eine Picke wir[142]

Auf diese Knutenbären!

Wir schmeißen in die Hölle sie,

Da, wo sie hingehören!


Chor.


Wenn man nur die Kosaken nennt,

So frieren schon die Bowlen!

Das ganze Knutenregiment,

Das soll der Teufel holen!


Und wenn die Welt voll Teufel wär'

In allerlei Gestalten,

Als brave Bursche würden wir

Fest aneinander halten.

Für unsre Freiheit unser Blut!

Die Losung soll uns frommen!

Zur Hölle mit der ganzen Brut,

Da, wo sie hergekommen!


[143] Chor.


Für unsre Freiheit, unser Blut!

Die Losung soll uns frommen!

Zur Hölle mit der ganzen Brut,

Da, wo sie hergekommen!

Quelle:
Adolf Glassbrenner: Verbotene Lieder, Bern 1844, S. 138-144.
Lizenz:
Kategorien:

Buchempfehlung

Raabe, Wilhelm

Der Hungerpastor

Der Hungerpastor

In der Nachfolge Jean Pauls schreibt Wilhelm Raabe 1862 seinen bildungskritisch moralisierenden Roman »Der Hungerpastor«. »Vom Hunger will ich in diesem schönen Buche handeln, von dem, was er bedeutet, was er will und was er vermag.«

340 Seiten, 14.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Biedermeier. Neun Erzählungen

Geschichten aus dem Biedermeier. Neun Erzählungen

Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Dass das gelungen ist, zeigt Michael Holzingers Auswahl von neun Meistererzählungen aus der sogenannten Biedermeierzeit.

434 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon