Dreizehntes Kapitel.

Ein herrlich medicinalisches Wasser fast ohne Unkosten zu bereiten. [225] Arcanum Maximum.

Man soll im Februar eine Grube bei der Wurzel eines Wallnußbaums graben, darauf in dieselbe bis auf das Mark ein Loch bohren, in solches Loch einen hölzernen Hahnen stecken und ein Glas darunter setzen, daß der heraus träufelnde Saft darin aufgefangen werden könne. Damit aber weder die Wurzel noch das Wasser friere, so soll man die Grube mit Pferdemist bedecken, auf den Frühling das Glas wegnehmen, einen Zapfen wieder vor das Loch schlagen, und also bis zum andern Jahr verschließen. Diesem Wasser werden so große und herrliche Tugenden zugeschrieben, daß man schier sagen sollte, es wäre desgleichen nicht zu finden.[225]

1) Wer Zahnweh hat, auch so stark, daß er von seinen Sinnen nicht weiß, der netze Baumwolle in dem Saft, und lege solches auf den Zahn, benimmt alle Schmerzen, und verwehret auch, daß sie nicht wieder kommen, denn es zieht alle Hauptflüsse aus, wie sie seyn, und stillet sie.

2) Im Schlag und halben Schlag ist es bewährt, wenn man etliche Morgen nach einander 7 Tropfen davon in Bier oder Wein einnimmt, auch die Nasenlöcher, Schläfe und Puls damit bestreicht, es erfrischt und bringt sie wieder zurecht.

3) Lahme Glieder oder andere mit arthritischen Schmerzen behaftete Örter bei gutem Feuer damit bestrichen und wohl eingerieben, stillt den Schmerzen, stärkt die Muskeln und Nerven, und bringt alle erstarrrten Glieder zurecht.

4) Davon alle Tage in den Mund genommen und gegurgelt, auch das Zahnfleisch damit gerieben, benimmt die Mundfäule, und wehret der Bräune in gefährlichen epidemischen Fiebern.

5) Ein wenig davon in die Nase gezogen, purgieret solche von fließenden Catharxen, reiniget und stärket das Haupt und Gedächtniß.

6) Mit Baumwolle in die Ohren gesteckt, vertreibt alles Sausen und Windigkeit derselben und bringt das Gehör wieder.

7) Wer giftige Speise und Trank genossen, nehme davon 9 Tropfen in liquore appropriato und lege sich damit zu schwitzen; es treibt allen Gift aus, präserviret auch in Pestzeiten durch Gottes Gnade, wenn alle Morgen davon 7 bis[226] 12 Tropfen in warmem Bier eingenommen werden.

8) Wer mit der fallenden Seuche und der Bangigkeit behaftet, nehme einen Monat lang alle Tage davon 12 Tropfen in Aqu. lil. convall. ein, man wird sich verwundern.

9) Für das Herzgespann sind 12 Tropfen cum Aq. Cardiac. nüchtern getrunken, sehr bewährt.

10) Podagrische sollen einen ganzen Monat lang, täglich in jedem Trunk 10 Tropfen zu sich nehmen, auch die schmerzhaften Orte erwähntermaßen damit bestreichen.

11) Wer große, wie Wasserkannen, aufgelaufene Schenkel hat, oder sonst aufgelaufene offene Schäden, soll alle Tage 2mal 9 Tropfen in Aq. vitul. genießen. Ebenso soll man es machen, wer mit dem Scorbut gequält ist.

12) Wer kahl oder glatzig ist, bestreiche das Haupt alle Tage 3 oder 4mal damit, macht schönes Haar wachsen. Das Angesicht damit täglich Morgens, Mittags und Abends bestrichen, vertreibt die Finnen.

13) Hectici und Phthisici, oder die sonst Leber-und Lungenfäulung empfinden, brauchen 14 Tage lang S oder 9 Tropfen in jeden Trunk, wenn sie des Morgens davon früh genommen, müssen sie eine Stund lang darauf liegen bleiben und nichts genießen, macht sie frisch und gesund.

14) Wer mit Franzosen behaftet ist, ob es schon faulet, der nehme Monate lang täglich in[227] jedem Trunk 7 oder 9 Tropfen cum Aq. Fumar., heilt solche aus dem Grunde. Wer mit Aussatz oder Krätzen behaftet, nehme alle Morgen 7 Tropfen mit eben dem Wasser einen Monat durch.

15) Wer starken Durchlauf hat, brauche täglich 12 Tropfen C. Aq. Caryoph. nostr. oder Aq. tormentill. stillt solchen.

Wenn dieses Wasser nur die Hälfte der beschriebenen Tugenden hätte, wäre es höher als Gold zu schätzen. Die Erfahrung kann es bekräftigen.


Vor die Kopfschmerzen.

Trinke eine Unze Wasser, so aus den aufgeschnittenen Nußbaumwurzeln lauft, thue es zu verschiedenen Zeiten, so werden sich die Kopfwehtage, und wenn sie noch so groß und von langer Zeit eingewurzelt wären, in kurzer Frist verlieren.

Quelle:
Glorez, Andreas: Des Mährischen Albertus Magnus, Andreas Glorez, Klostergeistlicher und Naturkundiger. Regensburg und Stadtamhof: 1700 [Nachdruck Freiburg am Breisgau 1979], S. 225-228.
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