[98] Die Chymisten wissen viel zu sagen, wie man das Animalische in das Vegetabilische und Mineralische:[98] Das Vegetabilische in das Mineralische und Animalische: Das Mineralische aber in das Animalische und Vegetabilische, durch die Feuerkunst eines Metalls in das andere verwandeln könne, weil alle Metalle aus einem eigenen und gleichförmigen Samen ihren Ursprung nehmen, daraus doch ein jegliches auf seinen Unterschied wächst und das gewachsene Metall also wohl in sein ursprüngliches Wesen durch die Kunst wieder gebracht werden kann, auf die Art, als wie man auf einen wilden Stamm ein zartes Aestlein eines lieblichen Obstbaums propset, derselbe Stock trägt, wider seine Eigenschaft, eine fremde Frucht, nährt und treibt dieselbe aus seinem Saft auf, daß dieselbe zeitig wird und ihre Blüthe, Geruch und Geschmack unverändert behält.
Die Natur offenbart vielen Thieren große Geheimnisse, wodurch sie das Alter erreichen können. Denn wie man sagt, verjüngt sich der Hirsch durch die Schlangen, wenn er nämlich des Alters Last fühlt, zieht er mit seinem Odem die Schlangen aus ihren Löchern, und nachdem er des Gifts Kraft überwunden, ersetzt er seine Kräfte dadurch. Selbst die Schlangen, wenn sie den Winter über in ihren Höhlen das Gesicht verloren, reiben gleich im Frühling ihre Augen mit Fenchel, essen auch selben, wodurch sie ihr Gesicht nieder bekommen und selbiges[99] schärfen, werfen den alten Balg von sich und werden wieder verjüngt.
Etliche Thiere leben viele Jahre, als die Elephanten leben 140 Jahre und erreichen also zwei Mannsalter. Die Hirsche leben 200, die Kameele leben bei 100, die Raben und Raubvögel 200 Jahre. Ein Hecht gelangt zu einem hohen Alter, wie denn Lehmann eines Hechts gedenkt, der 267 Jahre alt gewesen.
Wie man der Thiere Art in die Menschen pflanzen könne? auch wie dieselbe zur Gesundheit dienen?
Von etlicher Thiere langem Leben oder deren Eigenschaft haben viele weise Männer die Lebensverlängerung in den Menschen gleichfalls gesucht; denn sie sagten, daß selbiges durch dergleichen Thiere Fleisch, wenn man selbiges esse, geschehen könnte und schlossen billig, daß eine dichte und große Nahrung lang ernährte und von Krankheiten befreite. Wie es dann von dem Hirsch gesagt ist, daß er sein Alter vor andern Thieren hoch bringen könne, welcher insonderheit seinen Magen mit den gesundesten Kräutern anzufüllen pflegt. Daher hält man dafür, daß das Fleisch von einem jungen Hirsch das Leben verlängern soll. Ich habe einen vornehmen alten Herrn gekannt, derselbe ließ sich das in einer gefällten Hindin gefundene Junge in einer Pastete (damit die Kraft darin bleiben möchte) zubereiten, und aß mit großem Appetit[100] etliche Mahlzeiten davon. Die Ursache dessen muß genommen werden aus dem allerverborgensten Geheimniß der Natur, das ist, von der Transplantation, Verpflanzung und Durchwanderung, die von dem allgemeinen Weltgeist in eines oder mehr unterschiedene Körper geschehe und verrichtet wird. Plinius erzählt, er hätte etliche Fürstinnen gekannt, welche, weil sie täglich Hirschfleisch gegessen, sich von den Fiebern befreit hätten.
Rec. Einen lebendigen jungen Hafen in einem großen Hafen wohl vermacht, daß kein Dunst daraus mag, in einen Ofen gesetzt und zu Pulver gebrannt, solches Pulver hernach sein klein gestoßen und durchgeführt. Einer erwachsenen Person 1 Loth, einer halb erwachsenen Person aber ein halbes Loth nüchtern 2 Stunden vor Tags eingeben, und darauf 2 oder 3 Stunden gefastet, so wirst du wunderliche Wirkung sehen, ist probirt. Magst wohl das gebrannte Pulver mit Zucker und andern wohlriechenden Dingen süß machen, damit es desto lieblicher einzunehmen ist. Probatum.
Es ist bekannt, daß die Gais- oder Ziegenmilch oder die davon abgesottene Molke den[101] Schwindsüchtigen vorträglich und gesund sey. Die Milch wird desto kräftiger wirken, wenn man der Ziege dergleichen dienliche Kräuter zu essen gibt.
Wenn ein Kranker einen Eckel zur Arznei hat, so vermische man selbige Arznei in Mehlküchlein und gebe es einer Henne zu essen, würge sie hernach ab und laß den Kranken essen, so wird es eben soviel wirken, als die Arznei selbst. Was die Speisen für eine Wirkung haben, wollen wir an einer Henne fürstellen. Es bezeugt Franciskus Wendlerus, daß er eine Henne innerhalb Monatszeit auf eine sonderbare Weise gemästet hätte, deren Fleisch als er sie abgethan, so weiß als Silber und inwendig schön grün gewesen sey. In ihrem Eierstock, sagt Happel, hätte man unzählig viel große und kleine Eier gefunden, welche so schön gewesen, als wenn sie durch einen Künstler mit sonderbarem Fleiß aus Silber verfertigt worden.
Gleichwie aber diese Henne durch Einschlucken vielen Buchsilbers also zugerichtet worden, also hätte ein anderer vornehmer Mann dieses Stücklein an einer andern Henne mit dem Buch- oder Blättergold probirt, selbige hätte er, nachdem sie etwa vier Bücher selbigen Goldes eingeschluckt, abthun lassen und sie inwendig wunderschön und rein befunden. An der Brust hatte sie drei Lilien[102] von purem Gold so natürlich gehabt, als wenn sie von einem Maler dahingesetzt worden.
Vermittelst magnetischer Eigenschaft kann man eine Krankheit durch des Kranken Blut, Urin oder andere Auswürfe in ein Thier, Baum oder Pflanze einsetzen oder einpflanzen, welches ein großes Geheimniß der Natur ist und durch den Gebrauch bewährt worden.
Die erste Art der Einpflanzung sollte zwar seyn von einem Menschen in den andern, gleichwie sich der Aussatz des Naamans in den Gehasi gezogen; dürfen aber wegen des Mißbrauchs davon nichts melden.
Der in der Arzneikunst hocherfahrne Dr. Doäus, Hochf. Hessischer Leib-Medicus, mein großer Freund, erzählt in der 131. Observation eine versuchte Transfusion des Bluts zweier Hunde, und sagt, einer wäre alt, ganz schäbicht und wollte bald verenden, der andere dagegen aber war jung, frisch und fett gewesen. Beiden schlug man die Adern und ließ aus dem jungen Hund das frische Blut in den kranken einlaufen, da dann der junge alsbald gestorben, dem alten aber hätte man die Adern verbunden und ihm zu fressen gegeben, also wäre er über ein paar Tage gar nicht mehr schäbicht, sondern hübsch, frisch und wohl bei Leib erschienen. Jedoch hält Herr Doläus dafür, er wolle aus diesem Exempel[103] nicht wohl schließen, daß man dergleichen Kur auch an den Menschen mit ebenso glücklichen Erfolg verrichten sollte, mit angeführten Exempeln zum Abschrecken.
Daß man aber einem Andern seine Kräfte benehmen und sich selbige zueignen könne, daran ist kein Zweifel, gleichwie die Fuhrleute mit dem zur rechten Zeit gebrochenen Chamaeleonte nigro oder Eberwurz die Kräfte andern Pferden benehmen und den ihrigen beibringen, daß sie im Laufen schneller und im Zug stärker als andere sind. Wenn aber das andere Pferd gedachte Wurzel an sich hängen hat, so behält es seine Kräfte, weil das Gleiche mit seiner an sich zichenden Kraft nicht handelt wider Seinesgleichen. Ein Reisender esse in Speisen oder auch roh Knoblauch, kann ihn auch bei sich tragen, allein seine Gefährten müssen es gleich also machen, sonst nehmen ihre Kräfte ab und können andern die Knoblauch gegessen, nicht gleich gehen. Staricius erzählt, wie man einem Roß seine Stärke natürlicherweise benehmen und einem Menschen einpflanzen könne. Auch meldet Lupus, wie man fruchtbarer Leute Kraft, Kinder zu erzeugen, einem andern unfruchtbaren Menschen zueignen könne, welches für hohe Standspersonen bei befürchtendem Abgang ihres Geschlechts ein großes Kleinod wäre.[104]
Die andere Art der Krankheiten Fortpflanzung ist in die Thiere. Es ist aber bei den natürlichen Wunderstücken dieser Lehrsatz zu beobachten, daß wenn man etwas von den Thieren gebrauchen will, man solches bei ihrem Leben von ihnen nehmen soll, welches um soviel besser ist, wenn sie zugleich auch bei Leben verbleiben, denn wenn das Thier erstirbt, so nimmt auch dieselbe Kraft ab. Und wenn man aus einem Thier die Zunge, Augen etc. nimmt, soll man es laufen lassen oder ins Wasser werfen. Wir wollen aus bewährten Medicis, ohne die vorher erzählten, einige andere sympathische Kunststücklein eröffnen, vermittelst derselben man das Podagra, auch andere Krankheiten entweder in die Thiere, Bäume oder Pflanzen versetzen kann.
Unter den Dingen, die da natürliche Wärme mehren oder wieder erneuern helfen, dazu die Schmerzen lindern, sind gut die jungen Hündlein, so von einer Farbe, wegen der gleichmäßigen Complexion und gleichmäßigen natürlichen Wärme, die nichts sprengliches an sich haben, denn diese stärken nicht allein die innerliche Wärme, sondern benehmen auch die großen Schmerzen der Glieder, also ist den Gichtbrüchigen an Händen oder Füßen, als den Podagricis oder sonst andern, nichts bewährters die großen Schmerzen zu stillen, als solche junge säugende Hündlein, so man selbige auf die kranken[105] Gliedmaßen legt, so ziehen sie die böse Feuchtigkeit an sich und benehmen durch eine heimliche verzehrende Kraft die Schmerzen. Maßen man beobachtet, daß die Hündlein geschwächt werden und kaum auf den Füßen gehen können.
Es pflegen auch die Gesunden etwa wegen ihres schwachen Magens, wegen ihrer trockenen Natur oder wegen ihres dürren Leibs solche faißte Hündlein über den Leib zu legen.
Der berühmte Engländer Flud erzählt, wie er das Podagra in seinen bei sich schlafenden Hund gepflanzt hätte, daß der Hund zu gewisser Zeit damit gequält worden und wie sein Herr vorhin nicht gehen können.
Ein böhmischer Edelmann, Burggraf genannt, hat sein Zipperlein durch dieses Mittel vertrieben: Er hat ein frisches Stück Rindfleisch in Wein genetzt, auf den Schaden gelegt, es seyen Hände oder Füße, alle 6 Stunden wiederholt und viele feuchte Materie herausziehen lassen. Dieses Fleisch hat er seinem hungrigen Hund vorgeworfen, welcher hierdurch das Podagra bekommen und gehinkt.
Ein Podagrikus soll stets Turteltauben bei sich haben, selbige sollen den Patienten die Schmerzen lindern und das Podagra ordentlich bekommen, daß sie daran sterben.
Thue das warm aus der Ader kommende Blut in eine Eierschale von einem gebrüteten Ei[106] mit Fleisch vermischt und gebe es einem hungrigen Hund oder Schwein zu essen, so wird die Krankheit aus dem Menschen in das Thier wandern und der Mensch genesen, welches in der Wassersucht, Zipperlein, Gelbsucht und dergleichen Krankheiten mehr versucht worden, wiewohl ich für unbillig halte, daß man einem Schwein, welches von Menschen genossen werden soll, dergleichen beibringt.
Wenn man einem Kranken, der die Wassersucht, Schwindsucht oder den Aussatz hat, im Monat Mai die Medianader läßt, selbiges Blut in zwei ledige ausgeblasene Eierschalen künstlich thut, einer Henne 14 Tage unterlegt und hernach einem hungrigen Thier, Hund, Schwein oder Katze zu essen gibt, vertreibt obgenannte Krankheiten, heilt auch die Gelbsucht und andere aus dem Scharbock, von der Cachexia und Wassersucht herrührenden Krankheiten. Wenn sich nun selbige Krankheit in dem Thier ereignet, kann man es erschießen. Man kann es auch mit dem Geblüt eines gesunden Menschen versuchen, um zu sehen, was in dieser Art zu heilen für Geheimnisse verborgen liegen.
Wenn dir die Haut braust und dich das Fieber ankommen will, so nimm ein warmes Brod,[107] schneide unten am Boden ein rundes Loch und gieß einen Theil Branntwein darein, lege es hernach mit dem Loch auf den Nabel, so warm du es erleiden kannst, laß es darauf liegen, weil das Fieber währt, nimm es alsdann ab und gibs einem Schwein unter ihr Gemenge oder also vor sich zu fressen, so vergeht dir das Fieber.
soll sonderlich gut seyn, wenn man Haber wohl siedet, in einem Säcklein drei Tage lang dem Febricitanten warm über den Magen legt und hernach einem Schwein zu essen gibt.
Nehme ein Ei, darüber werde des Kranken eigener Urin gegossen, daß er zwei Zwerchfinger hoch darüber gehe, laß es hart sieden, ziehe die Schale ab, steche mit einem spitzigen Hölzlein um und um Löcher darin bis auf das Gelbe, laß es wieder in dem übergebliebenen Harn sieden, rühre das Ei immerfort um, solange, bis von dem Urin nichts mehr übrig bleibt, vergrabe es in einen Ameisenhaufen. Und wenn das Ei darin verzehrt ist, wird der halb verdorrte Mensch wiederum zunehmen und sich gleichsam verjüngern. Ist ein in der Natur verborgenes bewährtes Mittel.
[108]
Schneide dem Febricitanten die Nägel an Händen und Füßen ab, binde diese in ein Tüchlein und hänge es einem lebendigen Bachkrebse auf den Rücken, werfe den Krebs in ein fließendes Wasser, so wird das Fieber den Menschen wunderlicher Weise verlassen.
Die dritte Art der Einpflanzung der Krankheit ist in das Federvieh.
Einige heilen die Schwindsüchtigen mit Lassen des Bluts aus den Armen und geben es einem Hahn zu trinken.
Derjenige, so mit dem viertägigen Fieber behaftet ist, lasse seinen Urin in einen neuen Pott, mische ihn mit Roggen- oder Weizenmehl, mache ein Muß daraus und hänge dieses an einen Baum den Vögeln zur Speise, so vergeht das Fieber.
Es sind Etliche, welche die am menschlichen Leib hin und wieder stehende Haare vermischt, in ein frisches Ei einschließen, hart kochen, schälens, zerschneidens und gebens den Vögeln zu essen, so soll das viertägige Fieber vergehen.
Wenn ein Patient keine Arznei einnehmen will, so nimm eben dieselbe Arznei, mache sie mit Mehl an, formire Küchlein daraus, gibs[109] einer Henne zu essen, würge sie ab und gib sie dem Patienten zu essen, so wird die Wirkung der Arznei ebensowohl erfolgen.
Rupfe einen Hahn an der Brust, binde ihn also lebendig mit bloßer Haut auf die Beulen, so zieht er das Gift an sich und der Mensch wird gesund. Den Hahn vergrabe hernach.
Reiße ein Huhn mitten voneinander, lege es auf die Seiten, vertreibt das Seitenstechen.
Reiße eine lebendige Taube entzwei, lege jeden Theil auf eine Fußsohle, es befördert den Schlaf und vertreibt die Hauptschmerzen glücklich.
Die vierte Art der Einpflanzung der Krankheiten ist in die Bäume, maßen man das Geblüt von kranken Menschen und Vieh in Bäume oder deren Wurzeln mit Splittern oder Keilen zu gewissen Zeiten des Mondes, sonderlich wenn derselbe neu geworden, verpflanzt und damit das Zahnweh, Zipperlein und andere Krankheiten mehr vertreibt. Dazu man aber solche Bäume und Orte wählen soll, welche nicht leicht durch Brand oder sonsten Schaden nehmen können, weil die auf dergleichen Art beunruhigten, in den Baum getretenen Geister hernach dem Menschen größere Unruh machen als zuvor.
[110] Unter den Bäumen wird der Eichbaum zur Einpflanzung wegen der Dauerhaftigkeit und langsamen Wachsthums rekommendirt, um dieser Ursache willen soll man der 7jährigen Knaben Zähne, bei der Abwechslung in einen Eichbaum verpflanzen, zu Abwendung alles Schadens und Schmerzens der Zähne solange sie leben.
Etliche erwählen hiezu die Wurzel von abwegs stehenden Schleedornen, schneiden aus denselben einen Splitter, stochen die Zähne damit blutig und lassen also den blutigen Splitter wieder in seine Wurzel verwachsen. Oder schneide aus einem jungen Hollunderbaum einen Splitter von obenherabwärts, stichle die Zähne damit, daß es blutet, lege den Splitter wieder unter die aufgelöste Rinde, verbinde sie mit einem rothen Garnfaden etlichemal zusammengedreht, so vergehen die Schmerzen mit dem Verwachsen. Das Angesicht muß er gegen Aufgang der Sonne und sich an die Seite, da er hineinschneidet, gegen Abend kehren.
Wer das Podagra oder Chiragra hat, lasse im Frühling durch Schröpfen oder Aderlassen das Blut, thue es in ein irdenes Gefäß, setze ein Weidenbäumlein 3 oder 4 Tage lang hinein, daß es das Blut an sich ziehe; darnach pflanze das Bäumlein, wenn der Mond neu[111] geworden und gieße das übrige Blut um die Erde herum zu des Weidenbäumleins Nahrung, zumal wenn es mit dem geschröpften Blut wiederholt wird, im zunehmenden Mond und zwar zur Frühlingszeit, wenn der meiste Saft des Geblüts von dem Weidenbaum an sich gezogen und das Blut wiederum der Nahrung zugeeignet wird. Oder gieße das Blut in eine vorher aufgeritzte Weide, damit das Blut in die Weide dringe und diese wiederum das Blut als ihre Nahrung an sich ziehe. Also wird der üble Zustand des Geblüts des Podagramisten vom Weidenbaum mit Macht an sich gezogen, wodurch das Böse im Leib je länger desto mehr ausgezogen wird. Auf solche Weise werden die Fieber, die Wassersucht und die Gelbsucht öfters kurirt.
Noch eine andere Manier, das Podagra zu verpflanzen, ist diese: Wenn man an den Füßen und Knieen die Härlein und Nägel abschneidet, in die Mitte eines Eichbaums durch ein gebohrtes Loch thut, mit einem Keil von selbigem Baum fest wieder zumacht und Kühdreck aufs Loch schmiert. Wofern das Podagra nach drei Monden ausbleibt, so ist es gut; wo es sich wieder blicken läßt, so wird der Baum nach magnetischer Kraft zu ziehen zu schwach seyn. Deßwegen soll man in einen andern Eichbaum ein Loch, wie vorhin gesagt, bohren, die ausgebohrten kleinen Spänlein in ein leinenes Säcklein sammeln und die im zugenähten Säcklein gesammelten Spänlein auf den Schmerzen legen,[112] drei Tage vor dem neuen Licht, und in der Stund des neuen Lichts das Säcklein hinwegnehmen, die Spänlein herausnehmen und wieder in das gebohrte Loch thun und es fest zumachen, wie vorhin gesagt. Und wenn das Podagra nach drei Monden wieder kommt, so gebrauche dazu die dritte Kur, nimm die Haar und Nägel des Kranken, binde sie einem Krebs oder Grabben auf den Rücken und werfs in ein fließendes Wasser.
Es bezeugt der berühmte Medikus Rümelius, er hätte mit der ersten Kur viele, mit der ersten und zweiten nicht wenige und mit der dritten noch mehr und zwar ganz verzweifelte Podagramisten kurirt. Er sagt aber dazu, es sey die Kur alsdann bewährt, wenn das Podagra aus schwefelichten Ursachen her entsprossen, die aber salziger vder merkulialischer Natur, bei denen hätte man sich auf diese Kur eben nicht so sehr zu verlassen, sondern müßte andere Mittel gebrauchen.
Wenn das letzte Viertel des Mondes eingetreten ist, den andern Tag hernach, so haue von einer Weiden einen Ast, behaue und richte ihn zu in allem, wie man die jungen Satzweiden zu machen pflegt, laß den Patienten auch an diesem Tag circa locum affectum schröpfen und Köpfe setzen, wie man sonst in dem Podagra zu thun pflegt, stelle dabei einen großen Topf,[113] der über die Hälfte mit des Kranken Urin gefüllt (welchen er einen Tag oder zwei sammeln muß). Thue das Blut in den Köpfen, sobald es ausgezogen, in den Topf zu dem Urin und rühre es wohl untereinander, dieß thue, solang die Köpfe gehen oder Blut geben. Lege alsdann in diesen Topf die Satzweide mit dem Ende, damit sie in die Erde gesetzt wird, laß sie darin liegen bis drei Tage vor dem Neumond, alsdann mach ein Loch in die Erde, etwa so weit, als die Satzweide ist, gieß den Urin mit sammt dem Blut hinein und setze die Satzweide auch darein, beschütte es sachte mit der Erde und laß sie also stehen. Wenn vier Wochen weg sind, abermals drei Tage vor dem Neumond, so schröpfe ihm wieder also, thue das Blut in neuen Urin, mische es wohl und räume ein wenig um die Satzweide, gieß es alsdann auch dazu und das thue über vier Wochen abermals eben wie zuvor, zum drittenmal, so bringst du das Padagra von dem Menschen hinweg und kurirst ihn auch glücklich. Es muß aber dieses um die Zeit geschehen, wenn man sonst junge Weiden zu setzen pflegt und soll der Mond, wenn man dem Patienten schröpft oder die Weide setzt, nicht im Fische seyn.
Dieses wird auch gelobt: Nimm eine gute Hand voll Königkerzenkraut, Kreide, so groß als ein Ei, die Kreide stoße zu Pulver. Koche diese Stücke miteinander in einem Fischtiegel in Wasser, darin die Schmiede das Eisen ablöschen, eine halbe Stunde. alsdann wenn es verschlagen, so[114] setze die Füße hinein, wie in ein anderes Fußbad und bähe sie darin. Hernach mache ein Loch in die Erde, gieß das Wasser sammt dem Kraut und der Kreide darein und scharre es wieder zu, wenn es verwest und verfault, so ist das Podagra hinweg.
Eben vorgedachter Autor bekräftigt, daß er auf obgesetzte Weise die Brüche geheilt. Er nahm ein frisch gelegtes Ei und rieb mit dem noch warmen Ei gar gelind und oft den Bruch, machte die Schale von einem Eichbaum hinweg, bohrte ein großes gehöriges Loch bis in die Mitte des Baums, legte das Ei darein und machte es mit einem vom Ast selbigen Baums gemachten Block artig wieder zu, sagte den Ausgang genau ab und schmierte es mit Kühmist wohl zu. Alles wie vorhin gedacht, mit beigefügtem Bericht, daß wie das Loch allgemächlich zuwächst, also auch der Bruch sich wieder zusammensetzte. Wäre der Bruch alt, müßte man solches mehr als einmal thun. Wollte der Schaden sich noch nicht zusammenfügen, so solle man dem Patienten die Nägel an Händen und Füßen und die Haare der Scham abschneiden und in ein gebohrtes Loch des Eichbaums thun, wie vorhin gesagt ist. Alsdann saugt oder zieht der Baum die balsamische Gall des Patienten, als seinesgleichen an sich, und macht die Geister der kranken Glieder frisch, lebhaft und wachsend.[115]
Oder wer einen Bruch hat, der gehe in einen Wald, zerspalte (oder laß es einen guten Freund thun) eine junge Eiche, etwa 2 Zoll dick, nahe an der Erde, oben aber um den Anfang der Aeste, binde sie fest zu, damit er nicht ganz spalten und voneinander gehen möge. Laß zwei bei dir habende gute Freunde die gespaltene Eiche voneinander ziehen und krieche der Patient halbnackend durch den Spalten. Darauf binde die Eiche etlichemal stark wieder zusammen, daß die Ritze wieder zusammen wachsen; so wird der Bruch heilen. Es muß aber im Vorjahr geschehen, wenn der Saft in die Bäume kommt, sonst wird die Eiche verdorren.
Man gebraucht allhier kein Wort und ist der Zweck die Ehre Gottes, die aus seinen großen Thaten erscheint, von welchem man billig glaubt, daß er diese Kraft in die Natur fließen lasse, gleichwie er mehrern Kräutern große Gaben verliehen. Wie Helmont im Aufgang der Arzneikunst redet, woselbst er vier Proben und Kuren erzählt, daß vermittelst dieses Durchkriechens ohne Aberglauben die Heilung des verwundeten Unterleibs auf sympathische Weise recht wirklich erfolgt sey, allwo die lebendige Kraft und Eichendunst, dadurch die Eiche wieder zusammenwachsen soll. Denn die Spaltung der Eiche bezeichnet den Bruch und Leibesschaden, gleichwie das Zusammenbinden und wieder Zusammenwachsen des Baums ein Zeichen ist, daß der Bruch wieder zusammenwachsen solle. Und solchergestalt bezeichnet endlich auch das Durchkriechen durch den[116] Schlitz des Baums eine inwendige und durch das Mark gehende Berührung des Leibs. Die Eiche aber hat eine sonderbare Bedeutung des Zusammenwachsens, weil man einen den Gliedern sonderlich dienenden Wundtrank aus dessen Blättern, Rinden u. dgl. kochen kann.
Noch ein anders sympathisches Mittel die Brüche zu heilen, ist dieses: Nimm den Patienten, so einen Bruch hat, führe ihn auf eine Wiese des Morgens gar früh vor Sonnenaufgang drei Tage nach dem Vollmond und wiederum 3 Tage vor dem Neuen; nehme ein Ei, das am grünen Donnerstag gelegt worden (bei Ermanglung dessen nimm ein anderes frisch gelegtes Ei), lege den Patienten auf die Wiesen und lege ihm das Ei auf den Bruch, daß es wohl erwärme. Wenn es wohl warm ist, so bestreiche man den Bruch mit dem Ei dreimal und nehme zuvor einen Stecken oder Pfahl aus dem Zaun und schlage zwischen den Beinen gegen den Bruch ein Loch in die Erde, einer Spannen oder eines halben Arms tief, gegen Sonnenaufgang und lege das Ei also warm in das Loch, verscharre es mit der Erde, welche die Maulwürfe aufgeworfen haben, den Pfahl aber werfe in ein fließendes Wasser, so vergeht der Bruch in kurzer Zeit und kommt nicht mehr wieder.
In einer jungen Weide eröffne die Rinde und schneide ein Stücklein Holz ab, so breit und[117] lang der Riß ist, dadurch der Darm herabfällt, binde es dem Patienten auf den Ort, da der Darm durchfällt, ganz fest, oder mit dem Band fest darauf gedrückt, laß ihn sich damit bemühen, daß es wohl beschwitzt werde, hernach lege das Holz in den Baum an seinen gehörigen Ort, die Rinde wieder darüber gelegt und binde es mit weichen Leinen zu. Wie nun dieses verwächst, also verwächst der Bruch des Menschen. Es muß im abnehmenden Mond geschehen.
Hat einer einen Mangel am Arm oder Bein, oder die fallende Sucht daran, der nehme von selbigem Glied, es sey der Arm oder Fuß, die Nägel und Härlein, schabe auch die Haar von der Haut der Hände oder Füße ab, bohre ein Loch mitten in einen Weidenbaum, thue das Abgeschnittene und Abgeschabte hinein, schlage das Loch mit einem von selbigem Stamm genommenen Keil wieder zu; wenn nämlich der Mond im Zunehmen ist, so wird das abnehmende Glied, gleich dem Baum, grünen und und zunehmen. Man kann es auch in die Wurzel einer Haselstauden thun und mit der Rinde das Loch wieder zumachen und mit Erde bedecken. Man muß aber auf der Gestirn Wirkung Achtung geben, nämlich eines guten Planeten und zuwachsenden Zeichens, als der Zwilling und Saturnus sind.
[118] Wenn man die Nägel an Händen und Füßen eines Kranken abschneidet, einem Fische oder Krebs anbindet und in ein fließendes Wasser wirst, soll die Wassersucht, Fieber und alle Krankheiten heilen.
Das Zahnweh zu vertreiben muß man einen Nagel nehmen, damit ein wenig das Zahnfleisch, da der Schmerzen ist, aufheben oder sonst machen, daß ein wenig Blut davon an den Nagel komme; darnach den Nagel in einen Baum schlagen bis an den Knopf, so wird das Zahnweh nimmermehr wiederkommen. Oder nimm einen Splitter von der Wurzel der Schleedornen, steche die Zähne damit blutig und lasse den blutigen Splitter in seiner Wurzel verwachsen.
Wer große Schmerzen am Arm oder andern Glied hat, der nehme rothe Corallen, zerstoße dieselbe mit Eichbäumen-Blättern, lege dieses auf den Schaden, wenn es auch ein Geschwär ist; hernach mache Morgens mit einem Bohrer ein Loch in die Wurzel eines Eichbaums, gegen Sonnenaufgang, thue es hinein und schlage einen Spund von selbigen Baumes Ast hinein, so wird der Schmerzen aufhören, und wenn dieses wieder[119] sollte ausgenommen werden, wird der Schmerzen sich abermals ereignen.
Staricius erzählt diese drei Stücke; das erste ist: Kaufe einen Hecht, wie man ihn bieten thut, laß ihm deinen Urin also frisch ins Maul laufen, wirf den Hecht unberedt in ein fließendes Wasser, und gehe du das Wasser hinauf, so wirst du neben deiner Rippe wieder erfreut.
Das andere: Nimm ein frischgelegtes Ei, wenn du es haben kannst noch warm, laß deinen Urin darüber, siede es darin bis auf die Hälfte ein, dann nimm den übriggebliebenen Urin, schütte ihn in ein fließendes Wasser, das Ei aber öffne ein wenig auf und trage es in einen Ameisenhaufen, der großen rothen, wie in Tannenwäldern sind, verscharre es darin. Sobald die Ameisen dasselbe verzehrt und gefressen haben, wird dem nothdürftigen Menschen wieder geholfen seyn.
Das dritte: Schneide dem Impotenti überall an den Orten, wo er am ganzen Leibe Haare hat, etwas davon ab, ingleichen beschneide ihm alle Nägel an Händen und Füßen, thue es alles zusammen in ein Tüchlein, bohre alsdann ein Loch in einen Hollunderbaum und thue das Büschlein darein, vermache das Loch mit einem Zapfen oder Pflocke von Hagedorn, merke aber, daß dieses 3 Tage vor dem Neumond geschehen müsse und soll der Patient nicht gar zu lang[120] mit der Kur warten. Mit diesem, schreibt er, sey Vielen geholfen worden.
Ein Wassersüchtiger lasse am rechten Arm zur Aber, thue das Blut in ein frisch entledigtes Ei, lege es in Mist, daß es verfaule. Mit solcher Fäulniß entspringt die Gesundheit.
Gehe am Morgen Früh, ehe die Sonne aufgeht an einen Ort, da ein Wegwartenstock steht, Cichorium zu Latein genannt, grab ihn aus, daß du die Wurzel nicht lädirest oder zerstechest, lasse den Patienten seinen Urin in das Loch abschlagen und setze den Stock wieder darein, scharre die Erde zu und gehe davon, so vergeht sie dir. Oder laß den Patienten auf ein reines leinenes Tuch seinen Urin lassen, hänge das Tuch in die Luft, laß es also trocknen. Wenn er wieder den Harn abschlagen will, so laß es wieder auf das Tuch thun, wie zuvor, trockne es wieder und dieß thue also fort, so wird das Tuch ganz gelb und der Patient wird von der Krankheit liberirt und endlich gesund.
Wer den Scharbock an den Zähnen hat, der nehme einen Stichel von einem Weidenbaum-Aestlein, stachle die Zähne fleißig damit und[121] hänge den Zahnstocher in Rauch, so werden mit desselben Austrocknung die Zähne geheilt.
Wer viel Warzen an den Händen hat, der schmiere dieselben mit einem Stücklein Speck, lege dieses unter die Dachtrauf, so werden die Warzen, wie der Speck verfault, hinwegfallen, welches ein bewährtes Mittel ist.
Ein Wassersüchtiger applicire 7 Krebse eine halbe Stund auf seinen Leib, werfe sie alsdann wieder in ihr voriges Wasser, so sollen sie alles hydropische Wasser mit sich wegführen.
zu vertreiben, lege eine lebendige Ente dem Patienten auf den Bauch, so wird das Reißen und Wehetage im Leib alsbald nachlassen, die Ente aber wird sterben.
Der Kropfige bitte von seinem Freund am Faßtnachtstage ein Stücklein rohes Fleisch, Morgens ganz früh, lasse es sich in den Mund legen, rühre es wohl mit der Zunge herum, stecke solches sodann mit der Zunge in ein vorher gebohrtes Loch eines jungen Weidenbaums, mache[122] das Loch mit dem herausgebohrten Holz wohl wieder zu und gehe davon. Also wird das Loch in der Weide verwachsen und zugleich das Fleisch, und wird sich der Kropf allgemächlich verzehren, wenn ein Fremder (dann der Kröpfig gewesene darf nicht wieder zum Baum kommen) über ein Jahr zu dem Baum kommt, wird er ein Gewächs in der Gestalt eines Kropfes an der Weide finden.
Koche ein Stück Schweinefleisch in des Patienten Urin bis es gar einsiede, alsdann frischen Urin daran gegossen, laß es abermals einkochen und verrichte solches zum drittenmal. Gib hernach dasselbe Fleisch einem hungrigen Hund oder einem Schwein zu fressen, damit soll man alle Krankheiten vertreiben.
Also haben wir einigermaßen erwiesen, wie man allerlei Krankheiten in die vierfüßigen Thiere, Vögel und Bäume, auch andere Sachen versetzen und einpflanzen könne. Ist das Thier, Hund, Katze, Schwein oder Vogel, stärkerer Natur als der kranke Mensch, so wird der Mensch gesund und jenes damit behaftet. Ist die Mumie aus einem gesunden Glied gezogen und in einen jungen gesunden Eichbaum bei der Wurzel in den Kern hinein transplantirt und darnach das Loch wieder verschlagen, so wird dadurch auch dasselbe Glied stets und bei der stärksten Sympathie, wie der Baum als in dem Schwindsüchtigen zu handeln, erhalten. Dabei ist aber[123] dieses zu beobachten, daß die Natur oft allzustark und geschwind vegetirt, welches wegen anderer Zufälle nicht gut ist, daß die Natur zu stark wachse und wohl ein ärgers als steter Fluß daraus werden mag, als geschieht, so man die Haar in selbe transplantirt, werden die Haar geschwind wachsend gemacht, so man es aber darin läßt und dieselbe nicht umhaut oder verbrennt, so geschieht dadurch den Augen und Hirn, wegen des zu geschwind nassen Wachsens, großer Schad und Schmerzen, bewegt steten Fluß des Gesichts, darum nach Gelegenheit der Person und Glieds eine rechte temperirte Natur der Bäume, darin die Mumie transplantirt werden soll, als da sonderlich die Eichen sind, die langsam wachsen und doch lange währen, darum auch die Zähne, so den Kindern ausfallen, darin transplantirt werden sollen, so wachsen neue langsam und starkwährende und langwierig gesunde ohne Schmerzen, solange die Eiche vegetirt, welches ein Mensch nicht wohl erleben mag.[124]
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