Hans Kasper

[224] Verirret auf der Jagd, von seinen Leuten

Ganz abgekommen, traf der Fürst zum Glück'

Noch einen Bauer an, und ließ von ihm zurück

Sich durch den Wald bis an das Feld geleiten.

Der Fürst, der ihn bald dieß, bald das

Von seinem Dorf' und seinem Amtmann' fragte,

Wollt' endlich auch noch hören, was

Wohl Kasper von ihm selber sagte?

I! sprach der Bauer, der ist zwar

Noch gut genug, doch an der Fürstin fände

Der Teufel selbst kein gutes Haar;

Bei der hat, wie man hört, das Fodern gar kein Ende.[225]

Das Urtheil war zum Glück' nicht wahr,

Drum lächelte der Fürst, und drückte

Dem Kritiker ein Goldstück in die Hand,

Als er von fern das nächste Dorf erblickte,

Wohin der Weg von selbst sich fand.

Nach ein paar Tagen aber schickte

Der Fürst nach Kaspern. Dieser kam.

Als er ins Zimmer trat, erstickte

Sein Herz beinah vor Furcht und Scham.

Doch Kaspers Angst verlor sich nach gerade,

Denn wie es schien, kannt' ihn der Fürst nicht mehr,

Auch gab er mit gewohnter Gnade

Dem allem, was Hans Kasper sprach, Gehör.

Jetzt trat die Fürstin auch herein;

»Gut, daß du kommst! denn eben fiel mir ein,

Was ich dich gestern wollte fragen:

Ob du schon weist, wie ungemein

Viel Gut's von dir die Leute sagen?«[226]

Nun? – »Ei! kein gutes Haar soll an dir seyn!

Man sagt, du könntest nichts, als Fodern und Verschenken!«

Und wer hat das gesagt? den laß doch heut noch henken!

»Hier steht er selbst. – – Es fällt dir doch noch ein,

Hans! daß du jüngst so was im Wald' bei Ahrenhain

Zu einem Reiter sprachst?«

Ja! doch wie konnt' ich denken,

Der Schelm würd' ein Verräther seyn,

Zu dem ich's sagte?

Ha! der Schelm ist dein!

Fiel die Gemahlin lachend ein,

Nun magst du ihm die Strafe schenken.

Quelle:
Leopold Friedrich Günther von Goeckingk: Gedichte. Teil 1–4, Teil 3, Frankfurt a.M. 1821, S. 224-227.
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