Alles, nur nicht die Ruhe

[28] An Nantchen.


Ein jeder Schurk' ist Herr von meinem Leben,

Wie Ravaillac von Heinrichs Leben war;

Was sollt' ich denn vor dir, o Tod! noch beben?

Da ist mein Leib! – mein Geist – lacht der Gefahr!

Ein jeder Brand ist Herr von meinem Gute:

Was hinge sich mein Herz an diesen Tand?

Nur wenig Glück brauch' ich bei meinem Muthe,

Und diesen Muth setzt keine Flamm' in Brand.

Der König ist zwar Herr von meinem Range,

Allein zum Glück' nur in der Körperwelt:

Was wär' ich viel für seinem Titel bange?

Wenn Weisen nur mein Name noch gefällt.[29]

Drum, was du thun willst, Schicksal! nun das thue!

Verfolgst du mich: ich bleibe willig stehn;

Du, Nantchen, nur bist Herr von meiner Ruhe,

Nimmst du mir die, dann ist's um mich geschehn!

Quelle:
Leopold Friedrich Günther von Goeckingk: Gedichte. Teil 1–4, Teil 3, Frankfurt a.M. 1821, S. 28-30.
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