Die Nacht

[43] Gern verlaß ich diese Hütte,

Meiner Liebsten Aufenthalt,

Wandle mit verhülltem Tritte

Durch den ausgestorbnen Wald.

Luna bricht die Nacht der Eichen,

Zephyrs melden ihren Lauf,

Und die Birken streun mit Neigen

Ihr den süß'ten Weihrauch auf.


Schauer, der das Herze fühlen,

Der die Seele schmelzen macht,

Flüstert durchs Gebüsch im Kühlen.

Welche schöne, süße Nacht!

Freude! Wollust! kaum zu fassen!

Und doch wollt ich, Himmel, dir

Tausend solcher Nächte lassen,

Gäb mein Mädchen eine mir.


Quelle:
Johann Wolfgang von Goethe: Berliner Ausgabe. Poetische Werke [Band 1–16], Band 2, Berlin 1960 ff, S. 43.
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