An einẽ seiner Bekanten/ welcher sich in vnzeitige Ehe eingelassen

[19] Daß du mein Pœte nun die Musen pflegst zu hassen

Durch Weiber List verführt; auch aller Einsamkeit/[19]

Vnd Keuschheit abgesagt/ im Lentzen deiner Zeit

Vnd dich durch schnöde Lust/ vñ Gelt bethören lassen;

Meinst Du sey wolgethan/ ja daß auff allen Gassen/

Ein jeder nur von dir vnd deinem Glücke schreyt;

Schaw daß dirs nicht zu bald von Hertzen werde Leid/

Daß dein verblender Geist/ sich jtzt so läst anfassen.

Was deucht dich/ wenn hernach dir deine Braut vorsingt/

Das diß Ihr Teller sey/ der auff dem Tische klingt;

Wenn nicht ihr Tahler wer/ so must du Hunger sterben/

Wie wird dir seyn zu Mut? du meinst wie möchts geschehn?

Sie liebt mich viel zu sehr/ sonst pflegets so zu gehn/

Wenn nicht ein Ehman kan sein eigen Brod erwerben.

Quelle:
Andreas Gryphius: Gesamtausgabe der deutschsprachigen Werke. Band 1, Tübingen 1963, S. 19-20.
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