An meinen B.

[22] Freund! wo über das Tal schauerlich Wald und Fels

Herhängt, wo das Gefild leise die Erms durchschleicht,

Und das Reh des Gebürges

Stolz an ihrem Gestade geht –


Wo im Knabengelock heiter und unschuldsvoll

Wenge Stunden mir einst lächelnd vorüberflohn –

Dort sind Hütten des Segens,

Freund! – du kennest die Hütten auch;


Dort am schattichten Hain wandelt Amalia.

Segne, segne mein Lied, kränze die Harfe mir,

Denn sie nannte den Namen,

Den, du weißts, des Getümmels Ohr


Nicht zu kennen verdient. Stille, der Tugend nur

Und der Freundschaft bekannt, wandelt die Gute dort.

Liebes Mädchen, es trübe

Nie dein himmlisches Auge sich.

Quelle:
Friedrich Hölderlin: Sämtliche Werke. 6 Bände, Band 1, Stuttgart 1946, S. 22-23.
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