Der Prinzessin Auguste

von Homburg

[308] Den 28. Nov. 1799


Noch freundlichzögernd scheidet vom Auge dir

Das Jahr, und in hesperischer Milde glänzt

Der Winterhimmel über deinen

Gärten, den dichtrischen, immergrünen.


Und da ich deines Festes gedacht und sann,

Was ich dir dankend reichte, da weilten noch

Am Pfade Blumen, daß sie dir zur

Blühenden Krone, du Edle, würden.


Doch andres beut dir, Größeres, hoher Geist!

Die festlichere Zeit, denn es hallt hinab

Am Berge das Gewitter, sieh! und

Klar, wie die ruhigen Sterne, gehen


Aus langem Zweifel reine Gestalten auf;

So dünkt es mir; und einsam, o Fürstin! ist

Das Herz der Freigebornen wohl nicht

Länger im eigenen Glück; denn würdig


Gesellt im Lorbeer ihm der Heroë sich,

Der schöngereifte, echte; die Weisen auch,

Die Unsern, sind es wert; sie blicken

Still aus der Höhe des Lebens, die ernsten Alten.
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Geringe dünkt der träumende Sänger sich,

Und Kindern gleich am müßigen Saitenspiel,

Wenn ihn der Edlen Glück, wenn ihn die

Tat und der Ernst der Gewaltgen aufweckt.


Doch herrlicht mir dein Name das Lied; dein Fest

Augusta! durft ich feiern; Beruf ist mirs,

Zu rühmen Höhers, darum gab die

Sprache der Gott und den Dank ins Herz mir.


O daß von diesem freudigen Tage mir

Auch meine Zeit beginne, daß endlich auch

Mir ein Gesang in deinen Hainen,

Edle! gedeihe, der deiner wert sei.

Quelle:
Friedrich Hölderlin: Sämtliche Werke. 6 Bände, Band 1, Stuttgart 1946, S. 308-310.
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