Das V. Capitel.

Von verachtung Gottes / seines Worts / und derselbigen treuen Diener / auch Gottes Straff über grobe Sünden.

[45] Ob schon das Fleisch / die Welt und Höll /

Vns gerne brächt zu Vngefell /

Doch überwindet diese Feind

Der gdultig ist; wie viel ihr seind.


Der Heyd Theodosius zur Zeit Keysers Justiniani bekante seinem guten Freund / der ein Christ war /daß er es gar wol glauben thet / daß eben dieser Christus kommen sey / von welchen in dem Gesetz Moysi / durch die Propheten wäre geweissaget worden / er sey aber itzt ein fürnehmer Mann / der sonderlichen geehret / und mit Geschencken vielmals begabet würde / solte er nun öffentlich ein Christ werden / so könte er doch hernach solche Ehre nicht haben / wenn er gleich ein Patriarch würde / drümb wolte er lieber bey seiner Dignität bleiben; Also geht es auch noch heutiges Tages / viel wissen daß Gottes Wort bey den Evangelischen rein und lauter geprediget wird / und die rechte Kirche ist / aber[46] wo blieb ihre Herrligkeit /Reichthumb / Einkommens und Ansehen / wenn sie Evangelisch würden? Es heist:


Qvi nimium terras amat, & mortalia recta,

Fallitur: est alio patria nostra loco.


Das Aug deß HERREN alles siht /

Was auff der gantzen Welt geschieht /

Darumb leb keusch / züchtig und from /

So hastu Gott zum Eigenthumb.


Keyser Valens wolte den Bischoff Basilium Magnum in die Acht thun / aber Gott hindert solches /denn als er Keyser die proscrption unterschreiben wolte / gieng die Feder von einander / als er es zum andern mahl thate / giengsauch also: Das dritte mahl fieng ihm die Hand an zu zittern / daß er keinen Buchstaben machen kunde / da merckte er / daß ihn Gott warnete / und ließ ab. Strigen.


In den Wunden Christi rein

Schlumr und schlaff ich sanfft und fein /

Die mir gewisse Hoffnung gebn

Zu erlangen das ewig Lebn.


Ein reicher Mann bat Gott inniglich / er wolte ihm doch ehe er stürbe sein Ende wissen lassen / dem ist ein Engel erschienen / vermeldet / Gott habe ihm seine Bitt erhöret / und wolle ihm für seinen End drey Boten schicken / die sein Todssündlein andeuten[47] solten; Auff eine Zeit begegnete ihm ein grosser Vnfall /daß er auff dem Meer kaum dem Tod entgehen kunde; Zum andern fiel er unter die Räuber / bat Gott ernstlich ümb Rettung / sagte wahre Buß zu / aber es erfolgte nicht; Drittens wurd er schwach und kranck /und geriethe ins Alter / besserte sich aber gantz nicht /und als er merckete daß er diese Welt gesegnen würde / wolte er mit Gott noch expostuliren, er hette ihm nicht gehalten / was er ihm versprochen hätt / da erschien ihm ein Engel wieder / und sagte ihm daß die drey Boten alle weren da gewesen / aber er hette sich nicht bekehren wollen / drümb müste er nun fort / und were verdampt. Strig.

Ein Edelman wurd auff eine Zeit seiner Religion erinnert / da sagte er drauff / er bekümmere sich ümb die Religion nicht / er were ein Politicus, hette mit seien Registern und Dörffern zu thun / die brechten ihn was ein / müßige Leut und alte Weiber / möchten sich ümb die Religion bekümmern / er fragte nichts nach der Pfaffenzanck / aber er nam ein schlechtes End. tu mente reconde. Gigas super. 3. Dom. Trin.

Als Bischoff Macedonius von Constantinopel verjagt worden / auch im Exilio zu Gangni gestorben /dieweiln er Eutychetis irrthumb nicht billichen wolte / hat Gott sichtiglich viel Leut zu Alexandria gestraffet / und in Egypten / daß sie gebellet haben / wie die Hund. Cedrenus.


[48] Der hat auff Erden wohl gelebt /

Mit seinen Glauben hoch geschwebt /

Der JEsum Christum recht erkent /

Beschleust im Glaubn darauff sein End.


Ein Lutherischer Lehrer / Val. Gent. wurd Anno Christi 1560. Calvinisch / fiel bald darauff gar mit dem Medico Blandrata zum Arrianern, leugnete deß HErren Christi Gottheit / aber Gott straffete ihn / daß / wenn er hernach den Namen JESVS nennen wolte /ihm allzeit das untertheil deß Mundes / drüber erstarrete / seine theses wurden Anno Christi 1580. in Wittenberg verbrennet / er aber vom Weiwoda in Siebenbürgen / zum ewigen Gefängnüß condemniret. Polycarpus Lyserus. Strig.


Wer da ist auffgeblasen sehr /

Der bleibt bey Ehren nimmermehr /

Je höher der ist gestiegen /

Ihe mehr ihn Gott thut nieder biegen.


Als Keyser Julianus die Christen verfolgte / und seine Helffers heiffer / den H. Cyrillum / die Leber aus dem Leibe rissen und frassen / dieweiln er viel Götzentempel hätte erniederreissen lassen / hat sie Gott also wieder gestrafft / daß ihnen die Zähne aus dem Münde gefallen / die Zungen verfaulet / und von bösen Flüssen / jämmerlich sind hingerichtet worden. D. Rabus.

[49] Herodes Agrippa ist an der Läuß kranckheit gestorben Chron. Carion.

Ein erschreckliches Erdbeben machte den Neronem fürchtig den Tag vor seinem Ende / daß er sich darüber ersticht. Chron. Car.

Adams erstgebohrner Sohn war Cain / bald folgete seine Schwester Calmana / hernacher im 30. Jahr Adams / ist Abel und seine Schwester Delbora erzeuget worden: Als diese zweene Brüder ihre Opffer verrichtet: Abel von Schafen / Cain aber von Korngarben / und darüber in einen grossen Streit geriethen / also daß Cain den Abel ermordete / must Cain hierüber flüchtig werden / und als er im Alter gantz erblindet /ein Knab ihn führen müssen / und sich zu Mittag in eine Standen geleget / der Ruh zu pflegen / ist er von deß Lamechs seinen Nachkommen / vor ein Wild angesehen / und also durch Gottes verhängnüß erschossen worden. Nauclerus. Cedrenus. Zeitbuch Nicolai. pag. 3.


Quelle:
Hammer, Matthäus: Rosetum Historiarum. Das ist: Historischer Rosengarten [...]. Zwickau 1654, S. 45-50.
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