Das Vöglein

[152] Vöglein vom Zweig

Gaukelt hernieder;

Lustig sogleich

Schwingt es sich wieder.


Jetzt dir so nah',

Jetzt sich versteckend;

Abermals da,

Scherzend und neckend.


Tastest du zu,

Bist du betrogen,

Spottend im Nu

Ist es entflogen.


Still! Bis zur Hand

Wird's dir noch hüpfen,

Bist du gewandt,

Kann's nicht entschlüpfen.


Ist's denn so schwer

Das zu erwarten?

Schau' um dich her:

Blühender Garten!


Ei, du verzagst?

Laß es gewähren,

Bis du's erjagst,

Kannst du's entbehren.[152]


Wird's doch auch dann

Wenig nur bringen,

Aber es kann

Süßestes singen.


Quelle:
Friedrich Hebbel: Sämtliche Werke. 1. Abteilung: Werke, Berlin [1911 ff], S. 152-153.
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