Die Hauensteiner Bauernhochzeit

[218] Ein Schulmeister tritt mit den Hochzeitleuten und spricht:


Jez stelletich! – Du doher, hani gseit!

Und du dört mit dim große Dreispitz links!

Und neig si jeds, und bettet lisli no!

Do bringi, liebi gnädigi Fürstefrau,

ne ganzi Hochzit usem Hauestei

vo Herischwand. Vor vierzeh Johre hen

si alli 's ABC no bi mer glehrt

und treui Fürsteliebi. – Der do het

scho in der Schuel gern 's Mariannli gseh

und Töpli ghobe für's. Drum, d'Liebi het

kei Zit. Jez endli vor Michelitag

hen's d'Vätter usgmacht. – »Loset«, hani gseit,

»lönt's mittem Chilchgang, mittem Freudesprung

no Zit ha bis zum heilige Stephanstag!

Mer göhn go Carlisrueh! Wer weiß, es macht

der liebi Fürstin au ne chleini Freud.

Sie isch jo au zu üs cho. Großi Freud

isch's gsi im Land.« – O gnädigi Fürstefrau,

mer chönnes nie vergesse. D'Muetter seit's

im Chindli uffem Schoß, und 's Chindli lacht

und zuckt vor Freude. Dankich Gott der Her

für Eui Liebi, und was Euer Herz

erfreue mag, das gebich Gott! – 's erfreut

viel tausig, tausig Herze. Üsereis

cha's nit so sagen, au ne Schuelher nit.

– 's isch viel gseit. – Bring der lieb Gott gsund und froh

bald wieder üse Heren in sein Schloß,

und segne seine Kronen und sein Haus

auf späte Zeit! – Sin Eui Chinder brav?

's größt wird jez bald in d'Schuel go, denki wol.

Erhalt Gott ihri Bäckli frisch und rot,[219]

und schenkene der Muetter chöstlig Herz,

und bald e Brüederli. – Jez weihet au

mi Pärli do mit Euem liebe Blick,

und chömmet, wenn der Maie wieder grüent,

und Bluest zue neue Freudechränze bringt,

au wieder ufe! – 's g'rotet Frucht und Wi

nit, bis der wieder in der Nöchi sind,

und Sege bringet, wie im Johrgang Ölf.

's isch Sege, wo der sind. – Jez, Mariann,

gang, gib's Papierli umme! Bisch nit schüch,

und neig di zimpfer! Zeig!

Quelle:
Johann Peter Hebel: Gesamtausgabe, Band 3, Karlsruhe 1972, S. 218-220.
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