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Guter Rat

[231] Laß dein Grämen und dein Schämen!

Werbe keck und fordre laut,

Und man wird sich dir bequemen,

Und du führest heim die Braut.


Wirf dein Geld den Musikanten,

Denn die Fiedel macht das Fest;

Küsse deine Schwiegertanten,

Denkst du gleich: ›Hol' euch die Pest!‹


Rede gut von einem Fürsten,

Und nicht schlecht von einer Frau;

Knickre nicht mit deinen Würsten,

Wenn du schlachtest eine Sau.


Ist die Kirche dir verhaßt, Tor,

Desto öfter geh hinein;[231]

Zieh den Hut ab vor dem Pastor,

Schick ihm auch ein Fläschchen Wein.


Fühlst du irgendwo ein Jücken,

Kratze dich als Ehrenmann;

Wenn dich deine Schuhe drücken,

Nun, so zieh Pantoffeln an.


Hat versalzen dir die Suppe

Deine Frau, bezähm die Wut,

Sag ihr lächelnd: »Süße Puppe,

Alles, was du kochst, ist gut.«


Trägt nach einem Schal Verlangen

Deine Frau, so kauf ihr zwei;

Kauf ihr Spitzen, goldne Spangen

Und Juwelen noch dabei.


Wirst du diesen Rat erproben,

Dann, mein Freund! genießest du

Einst das Himmelreich dort oben,

Und du hast auf Erden Ruh'.


Quelle:
Heinrich Heine: Werke und Briefe in zehn Bänden. Band 2, Berlin und Weimar 21972, S. 231-232.
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