3.

[28] Gestern noch fürs liebe Brot

Wälzte sie sich tief im Kot,

Aber heute schon mit vieren

Fährt das stolze Weib spazieren.

In die seidnen Kissen drückt

Sie das Lockenhaupt, und blickt

Vornehm auf den großen Haufen

Derer, die zu Fuße laufen.


Wenn ich dich so fahren seh,

Tut es mir im Herzen weh![28]

Ach, es wird dich dieser Wagen

Nach dem Hospitale tragen,

Wo der grausenhafte Tod

Endlich endigt deine Not,

Und der Carabin mit schmierig

Plumper Hand und lernbegierig

Deinen schönen Leib zerfetzt,

Anatomisch ihn zersetzt –

Deine Rosse trifft nicht minder

Einst zu Montfaucon der Schinder.


Quelle:
Heinrich Heine: Werke und Briefe in zehn Bänden. Band 2, Berlin und Weimar 21972, S. 28-29.
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