4.

[29] Besser hat es sich gewendet,

Das Geschick, das dich bedroht' –

Gott sei Dank, du hast geendet,

Gott sei Dank, und du bist tot.


In der Dachstub' deiner armen

Alten Mutter starbest du,

Und sie schloß dir mit Erbarmen

Deine schönen Augen zu.


Kaufte dir ein gutes Leilich,

Einen Sarg, ein Grab sogar.

Die Begräbnisfeier freilich

Etwas kahl und ärmlich war.


Keinen Pfaffen hört' man singen,

Keine Glocke klagte schwer;

Hinter deiner Bahre gingen

Nur dein Hund und dein Friseur.


»Ach, ich habe der Pomare«,

Seufzte dieser, »oft gekämmt[29]

Ihre langen schwarzen Haare,

Wenn sie vor mir saß im Hemd.«


Was den Hund betrifft, so rannt er

Schon am Kirchhofstor davon,

Und ein Unterkommen fand er

Späterhin bei Ros' Pompon,


Ros' Pompon, der Provenzalin,

Die den Namen Königin

Dir mißgönnt und als Rivalin

Dich verklatscht mit niederm Sinn.


Arme Königin des Spottes,

Mit dem Diadem von Kot,

Bist gerettet jetzt durch Gottes

Ew'ge Güte, du bist tot.


Wie die Mutter, so der Vater

Hat Barmherzigkeit geübt,

Und ich glaube, dieses tat er,

Weil auch du soviel geliebt.


Quelle:
Heinrich Heine: Werke und Briefe in zehn Bänden. Band 2, Berlin und Weimar 21972, S. 29-30.
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