Walküren

[18] Unten Schlacht. Doch oben schossen

Durch die Luft auf Wolkenrossen

Drei Walküren, und es klang

Schilderklirrend ihr Gesang:


»Fürsten hadern, Völker streiten,

Jeder will die Macht erbeuten;

Herrschaft ist das höchste Gut,

Höchste Tugend ist der Mut.


Heisa! vor dem Tod beschützen

Keine stolzen Eisenmützen,

Und das Heldenblut zerrinnt

Und der schlechtre Mann gewinnt.


Lorbeerkränze, Siegesbogen!

Morgen kommt er eingezogen,

Der den Bessern überwand

Und gewonnen Leut' und Land.


Bürgermeister und Senator

Holen ein den Triumphator,

Tragen ihm die Schlüssel vor,

Und der Zug geht durch das Tor.
[18]

Hei! da böllert's von den Wällen,

Zinken und Trompeten gellen,

Glockenklang erfüllt die Luft,

Und der Pöbel ›Vivat!‹ ruft.


Lächelnd stehen auf Balkonen

Schöne Fraun, und Blumenkronen

Werfen sie dem Sieger zu.

Dieser grüßt mit stolzer Ruh'.«


Quelle:
Heinrich Heine: Werke und Briefe in zehn Bänden. Band 2, Berlin und Weimar 21972, S. 18-19.
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