Aufschwung

[242] »Was ruft uns empor

Aus verdämmernden Tiefen,

Was löst uns die Ketten

Und hebt uns zum Licht?

Wir sind die Betrognen,

Die tausend Jahr schliefen,

Kein Gott kann uns retten

Mit fremdem Gericht.


Geklammert am Kreuz

Wir harrten auf Drüben,

Hochmütig vom Wahne

Genarrt und geduckt ...

Blind tappte das Leben

Im Dumpfen und Trüben –

Gleich Blitz und Orkane

Jetzt reißt es und zuckt.


Die Sehnsucht schwoll,

Es durchbrausen die Schwingen

Der kühnen Gedanken

Unhemmbar die Welt.

Wir müssen die Freiheit

Der Geister erringen,

Gesprengt sind die Schranken –

Auf uns ist's gestellt.«

Quelle:
Karl Henckell: Gesammelte Werke. Band 2: Buch des Kampfes, München 1921, S. 242-243.
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