Nach uns die Sündflut!

[336] Es rollt eine Fuhr

Über eiserne Spur,

Eine spukhafte Fuhr in die Ferne,

Auf die Schiene bricht

Das elektrische Licht,

Am Himmel verlöschen die Sterne.


Sein Rad vorne dreht,

Halb Tier, halb Prolet,

Und faucht in gewaltiger Frone

Ein häßlicher Kerl

Vom Höllengeschwerl

Aus der unterirdischen Zone.


Wer leitet den Zug

Von Laster und Lug

Und drückt auf den Knopf an der Spitze?

Die Nase, sie denkt,

Der Satan, er lenkt

Die Sippschaft vom faulen Besitze.[337]

Die Börse, sie lacht,

Der Bonze will Macht,

Doch bannt er die zuckenden Blitze?

»Hinab mit dem Kreuz!«

Das Dirnlein gebeut's –

Lumpazi macht lästernde Witze.


»Juchheirassassa,

Und die Gaudi ist da,

Hoch lebe der heilige Schwindel!«

Das Sektglas am Mund,

Geht nobel zugrund

Die Welt mit dem Lumpengesindel.


Das rauft sich und tollt,

Die Fuhre sie rollt

Auf eiserner Spur in die Weite ...

Das taumelt und zecht,

Wie der Herr, so der Knecht –

Die Greise, sie schleichen zur Seite.


Kein Stern wird geliebt –

Wer wuchert und schiebt,

Ist der wahre Gebieter der Herde.

Geil grinst das Gezücht

Ins grell blendende Licht –

Steil reckt sich der Ries' aus der Erde.

Quelle:
Karl Henckell: Gesammelte Werke. Band 2: Buch des Kampfes, München 1921, S. 336-338.
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