Aus der Tiefe

[183] O laß mir nicht, wie auch die Schlünde klaffen,

Die das Vollbringen scheiden von dem Plan,

Geringe Macht von ungeheurem Wahn,

O laß mir nicht den schönen Mut erschlaffen!


Was du auch seist, woraus mein Sinn erschaffen,

Der großer Sehnsucht Weihe früh empfahn,

Beharren laß mich auf der hohen Bahn

Und stets empor zu neuem Flug mich raffen!


Der dieses Lebens freie Linie zog

Und nicht gegeizt mit sicher-kühnem Schwunge,

Mir Feuer goß ins Herz und auf die Zunge,


Der nicht mein Pfund mit Krämerwage wog –

O laß mich aus der Lust, den Leiden allen

Nicht feig hervorgehn und in Kleinheit fallen!

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Karl Henckell: Gesammelte Werke. Band 1: Buch des Lebens, München 1921, S. 183-184.
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