Auch ein Fortschritt

[184] Wir zogen von Gotha bis Eisenach

In zehen Jahren, gemach, gemach;

Von Gotha bis Eisenach sind drei Meilen –

Staatsmänner sollen sich nicht übereilen.


Wir zogen von Gotha bis Eisenach

Zehn Jahre; – wir streben den Griechen nach:

Zehn Jahre mußten sie Troja belagern –

Sie hatten Achill, wir hatten Gagern.


Wir zogen von Gotha bis Eisenach –

O Politik, o trauriges Fach!

Es ist sehr schwierig, den Stall zu rein'gen

Und sein langwierig Deutschland zu ein'gen.


Wir zogen von Gotha bis Eisenach,

Wo Luther dem Teufel geboten Schach;

Wir werfen noch immer mit Tintenfässern,

Doch wir verstehn's, die Tinte zu wässern.


Wir zogen von Gotha bis Eisenach

Zehn Jahre – vertrocknet ist mancher Bach,

Manch Herz verdorrt wie eine Dattel,

Auch mancher Freund nicht fest mehr im Sattel.


Wir zogen von Gotha bis Eisenach –

Manch eiserner Trutz wie Glas zerbrach;

Dem Rausch folgt oft ein greulicher Kater,

Wir singen wieder den »Landesvater«.


Es schläft sich so süß in Eisenach –

Eine schöne Gegend, auch nicht zu flach;

Die Ochsen können dort stehn am Berge,

Im Thüringer Wald gibt's viele Zwerge.
[184]

Im Thüringer Wald bei Eisenach,

Wohl unter germanischer Eichen Dach,

Da sitzen die Feen, sie sitzen und sinnen –

Ich möchte wohl wissen, was sie jetzt spinnen.


Sie sitzen und sinnen um Eisenach –

Besinnen ist eine schöne Sach:

Wo bleibt der Gagern? und werden wir's bringen

Mit Gottes Hilfe noch bis Meiningen?


Man kann auch bis Jena von Eisenach,

Viel schneller als anno Sechse, ach!

Die Eisenbahn ist eine schöne Erfindung,

Der Deutsche Bund ist eine schöne Verbindung!


Quelle:
Herweghs Werke. Berlin und Weimar 1967, S. 184-185.
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