Aufruf

[38] 1841


Reißt die Kreuze aus der Erden!

Alle sollen Schwerter werden,

Gott im Himmel wird's verzeihn.

Laßt, o laßt das Verseschweißen!

Auf den Amboß legt das Eisen!

Heiland soll das Eisen sein.


Eure Tannen, eure Eichen –

Habt die grünen Fragezeichen

Deutscher Freiheit ihr gewahrt?

Nein, sie soll nicht untergehen!

Doch ihr fröhlich Auferstehen

Kostet eine Höllenfahrt.


Deutsche, glaubet euren Sehern,

Unsre Tage werden ehern,

Unsre Zukunft klirrt in Erz;

Schwarzer Tod ist unser Sold nur,

Unser Gold ein Abendgold nur,

Unser Rot ein blutend Herz!


Reißt die Kreuze aus der Erden!

Alle sollen Schwerter werden,

Gott im Himmel wird's verzeihn.[38]

Hört er unsre Feuer brausen

Und sein heilig Eisen sausen,

Spricht er wohl den Segen drein.


Vor der Freiheit sei kein Frieden,

Sei dem Mann kein Weib beschieden

Und kein golden Korn dem Feld;

Vor der Freiheit, vor dem Siege

Seh' kein Säugling aus der Wiege

Frohen Blickes in die Welt!


In den Städten sei nur Trauern,

Bis die Freiheit von den Mauern

Schwingt die Fahnen in das Land;

Bis du, Rhein, durch freie Bogen

Donnerst, laß die letzten Wogen

Fluchend knirschen in den Sand.


Reißt die Kreuze aus der Erde!

Alle sollen Schwerter werden,

Gott im Himmel wird's verzeihn.

Gen Tyrannen und Philister!

Auch das Schwert hat seine Priester,

Und wir wollen Priester sein!


Quelle:
Herweghs Werke in drei Teilen. Band 1, Berlin, Leipzig, Wien, Stuttgart [1909], S. 38-39.
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