[112] Als Polens letzte Schlacht verloren,
Da ging's hinunter an den Rhein,
Und auf den Bergen ward geschworen:
»Wir wollen freie Männer sein!«
Und tief im Tal hört man's gewittern,
Und durch die Lande fliegt ein Wort,
Daß freudig alle Herzen zittern –
Ein böser Traum! und jenen Rittern
Ist hinter sieben Eisengittern
Der Jugend Blüte schnell verdorrt.
Wohl viel hat uns der Tod genommen,
Mehr noch das Leben uns geraubt;
Doch drum, ihr Brüder, unbeklommen,
Noch trägt die Freiheit stolz ihr Haupt!
Uns blieb ihr Bild – was liegt am Rahmen?
Wen wird das schlechte Holz gereun?
Laßt sie vergehn, die großen Namen!
Sie werden kommen, wie sie kamen,
Und neue Helden, neuen Samen
In unsrer Toten Asche streun.
Noch gibt's ja Prediger vom Berge,
Für die man schon die Dornen flicht,[112]
Doch freilich! Dies Geschlecht der Zwerge
Verstehet ihre Sprüche nicht;
Die tief im Witz begraben liegen,
Die hohen Herrn verstummen hier –
Kein Bücken gilt's mehr und kein Biegen,
Die Freiheit ruft schon an den Wiegen:
»In meinem Zeichen müßt ihr siegen!«
In ihrem Zeichen siegen wir.
Wie Zeus durch den Olympus schreitet
Mit Donnern, naht der große Tag:
Ob aller Welt wird er verbreitet,
Daß alle Welt sich freuen mag.
Dem Sehnen ward das Wort verliehen,
Der Stern der Zeit fand seine Bahn;
Dem Sturm geweihter Melodieen
Wird auch der letzte Feind entfliehen,
Und, der Verheißung Schwalben, ziehen
Dem Völkerfrühling wir voran.
Der Knechtschaft Baal wird zuschanden,
Der Blinde weiß nicht, was er tut:
Er schlägt den süßen Wein in Banden
Und mehrt nur seines Feuers Glut.
Seht ihn, der heut der Haft entsprungen,
Wie wirft er seiner Perlen Schar!
Hurra, ihr frischen, freien Zungen!
Hurra, du Volk der Nibelungen,
Bring' diesen alten Geist dem jungen,
Dem guten Geist zum Opfer dar!
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