[393] So gefährlich der Schertz ist unter guten Freunden und Bekandten / noch gefährlicher ist es wann ein Gemeiner mit einem Höheren / ein Diener mit seinem Fürsten Schertz treibet / dann allhier ist sehr wohl zu mercken das bekandte Sprichwort: Mit grossen Herren ist übel Kirschen essen / sie werffen einen gern die Stiele in die Augen: welches bezeugt das Exempel jenes kurtzweiligen Tisch-Raths und Kämmerlings des bekandten Moscowitischen Tyrannen und Groß-Fürsten Joannis Basilidis. Als einstens gedachter Kämmerling mit diesem Groß-Fürsten über der Tafel freymüthig schärtzete / empfieng es dieser in grossen Ungnaden / und bekam dargegen der arme Tropf ein sehr schlechtes und böses Trinck-Geld / in dem Basilides sich dermassen darüber erbitterte / daß er befahl / ihn von der Tafel wegzuschaffen: Als aber indem eine heisse Köhl-Brühe aufgetragen wurde / befahl er ihn wieder herbey zu ruffen / und als der arme Tropf wieder zuruck kame / muste er vor Basilidis nieder knien / welcher ihn die heisse Brühe über den Nacken goß. Der arme Mensch fieng hier an jämmerlich / wie leicht zu erachten / zu schreyen: Gnade / Gnade /Großmächtigster Czaar / erbarm dich meiner! als er aber davon lauffen wolte / ergriff dieser Wüterich Basilides sein Tischmesser / und stieß ihme solches durch den Hals. Und wiewol ihm hernach solches gereuet / auch seinen Leib-Medicum zu[394] sich erforderen lassen / und da derselbe kommen / ihm entgegen gegangen / und gesagt: Lieber Doctor Arnold / gehet /helffet doch diesen meinen Kämmerling / den ich in Schertz verletzet hab: Der Doctor ihn aber allbereit todt gefunden / wieder umkehret / und zu Basilides gesagt: Grosser König und Herr / GOtt verleyhe dir Gesundheit und langes Leben / dieser aber ist schon verblichen: GOtt und du haben ihm das Leben können nehmen / ich aber kans ihm nicht wieder geben. So hat doch dieser Wüterich darauf geantwortet: Je so lasset den Hund immer hin fahren / weil er nicht länger leben wollen.