Die wahren Dichter

[34] Ein Knecht zu sein ist keine Schmach,

Des treuen Knechtes harret Lohn.

Rückert, Erbauliches 1, 86.


Mel. Wann, o Schicksal wird doch endlich

Meiner Seele Wunsch gewährt?


O singet nicht so kleine Lieder

Von eines Volkes Weh und Ach!

Die hallen von den Höfen wieder

Für euch nur Leid und Ungemach.


Schreibt Oden, große, ellenlange

Von Fürsten-Glanz und Herrlichkeit

Und ruft in hellem Jubelsange:

Schön ist und glücklich unsre Zeit![35]


So seid ihr wahrlich wahre Dichter,

Denn was ihr sagt ist Poesie,

Und euch verurtheilt nie ein Richter,

Und eine Strafe trifft euch nie.


Nein, eurer warten Pensionen

Und andre Gnadenehren auch.

Den wahren Dichter zu belohnen

War immer Fürsten-Sitt' und Brauch.


Ja ja, das sind die wahren Dichter!

So ruft auch Gottlieb, Hinz und Paul;

Ja ja! das andere Gelichter

Verdienet einen Klaps auf's Maul.

Quelle:
August Heinrich Hoffmann von Fallersleben: Deutsche Lieder aus der Schweiz, Hildesheim/New York 1975, S. 34-36.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Deutsche Lieder aus der Schweiz
Deutsche Lieder Aus Der Schweiz (Paperback)(German) - Common