Himmlisches Abentheuer

[62] Mel. Der Ritter muß zum blut'gen Kampf hinaus.


Jüngst kam ein König vor das Himmelsthor

Und schien in voller Zuversicht zu hoffen,

Wenn eine Majestät nur kommt davor,

So steh' ihr gleich der ganze Himmel offen.

Der König hört St. Peters Wort:

Du darfst hier keine Hoffnung fassen!

Bleib draußen stehn nur immerfort,

Du wirst fürwahr nie eingelassen.[63]


Darauf erscheint ein deutscher Jesuit

Und spricht um Einlaß an den heil'gen Peter.

Sobald St. Petrus ihn nur eben sieht,

Da schreit er ihm entgegen Mord und Zeter.

Was willst du hier? auf! mach dich fort!

Ich kann euch Heuchler nicht vertragen;

Geh, setz dich zu dem König dort!

Im Himmel darfst du uns nicht plagen.


Zum König setzt sich da der Jesuit

Und tröstet ihn mit manchem frommen Worte:

»Ich weiß gewiß, auch unsre Qual entflieht,

Bald öffnet sich auch uns die Himmelspforte;

Bald findet sich Gelegenheit,

Dann werden wir auch eingelassen,

Dann ist vorbei auch unser Leid –

Drum laß uns ruhig Hoffnung fassen.«[64]


Der Jesuit weiß die Gelegenheit

So ganz und gar fürtrefflich abzupassen:

Gefahren kommt des Papstes Heiligkeit,

Die wird sogleich von Petrus eingelassen.

»Jetzt, ruft er, Majestät mit mir!

Jetzt ist es Zeit: nur frisch, Courage!«

Doch Petrus fragt: wer seid denn ihr?

»Wir sind die päpstliche Bagage.«

Quelle:
August Heinrich Hoffmann von Fallersleben: Deutsche Lieder aus der Schweiz, Hildesheim/New York 1975, S. 62-65.
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