Glückliches Haus

[29] Auf einem offenen Altane sangen

Greise orgelspielend gegen Himmel,

Indes auf einer Tenne, ihm zu Füßen,

Der Schlanke mit dem bärtigen Enkel focht,

Daß durch den reinen Schaft des Oleanders

Ein Zittern aufwärts lief; allein ein Vogel

Still in der Krone blütevollem Schein[29]

Floh nicht und äugte klugen Blicks herab.

Auf dem behauenen Rand des Brunnens aber

Die junge Frau gab ihrem Kind die Brust.


Allein der Wandrer, dem die Straße sich

Entlang der Tenne ums Gemäuer bog,

Warf hinter sich den einen Blick des Fremden

Und trug in sich – gleich jener Abendwolke

Entschwebend über stillem Fluß und Wald –

Das wundervolle Bild des Friedens fort.


Quelle:
Hugo von Hofmannsthal: Gesammelte Werke. Erste Reihe in drei Bänden, Band 1, Berlin 1924, S. 29-30.
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