Er bethrent ihre ohngemeine Härtigkeit/nachdäme er sie/ wie Actäon die Dianam/ beym Baden Splitter-faselnakkt gesehn

[145] Ode Trochaica.


Augen/ schwartze Feuer-Ballen/

und du Gold-geflammtes Hahr/

soll ich denn itzt gantz und gar

ümb euch in Bedrühbniß fallen?

Blohß weil ich fast über hoffen

gestern sie im Teich bedroffen?

Blohß weil ich mich unterstund/

daß ich waß zu reitzend fund?[146]


Titan hieb auff seine Pferde/

durch den grünen Sommer-Wald

dummelte sich manigfalt

ihre weiß-bewollte Heerde.

Unter Püschen/ die kaum wichen/

hatte ich sie schlau beschlichen;

gantz von Farrnen dikk bedäkkt/

hielt ich heymlig mich verstäkkt.


Zwischen zweenen Büchen-Esten

hing benebst dem Schäffer-Stokk

ihr geblühmbter Athlaß-Rokk

bey dem gönstigsten Süd-Westen.

Strümpffgens/ Stökkel-Schühchens/ Hösgens/

all die lihben netten Chösgens/

bundt sie mit geübter Hand

an ein Rohsen-rohtes Band.


Itzt so worff sie ab ihr Mihder/

itzt so glitt ihr Hembd ins Graß/

das bolihrte Nimpffen-Naß

spihgelte sie blizz-blanck wihder.

Ihre wohl-geformte Länge

bracht mich selig ins Gedränge;

nichts nicht/ waß sich mir nicht bot/

vor Vergnügen lag ich dodt![147]


Zahrt farbirt die süssen Bäkkgen/

stund sie munter in dem Klee/

schöner noch alß Lalage/

ohne irgend jedes Gäkkgen.

Ümb die himmlisch runde Dinger

spihlten die verlihbten Finger/

beyde Ackseln kunt ich sehn/

die voll göldner Härgens stehn!


Zefir hörte man verstummen/

brohbend hub sie erst ihr Bein/

dan so tukkte sie sich dreyn/

wo die feuchte Fischgens schwummen.

Weiß die Schultern/ weiß die Waden/

so pflag Venus sich zu baden/

itzt halb für und itzt zurükk/

o du schönes Meister-Stükk!


Sollt ich schimpfflich für ihm fleuchen?

Dihses war for mir zu vihl.

Amors süssem Zokker-Zihl

kunt ich mich nicht mehr entzeuchen.

Ümb hihr niemand zu verdriessen/

müßt ich fast mein Singen schliessen;

waß ich flehte/ waß ich bat/

war daß eine Frevel-Dhat?[148]


Schon fast drey mahl dreyzehn Stunden

zörnt mir ihr erhabner Geist;

die mein Lied alß Dafne preist/

blihb mir leider ohnverbunden.

Ümmer steh ich noch und harff ich:

Muhßgen/ Pumpel-Maußgen/ darff ich?

Lässt du mich zu dir nicht eyn?

Daß ist mehr denn Hellen-Pein!


Ümb den Haltz die Sternen-Kette/

dritt Frau Luna sanfft herfür –

itzt verrihgelt sie die Dhür/

itzt begiebt sie sich zu Bette!

Dafnis/ dieser hoch-gelehrte/

der von Schäffrinnen verehrte/

Dafnis/ dihser theure Mann/

schluchtzt itzt laut-auff waß er kan!


Rauher Donner-Worte Knallen

jug mich auß dem Baradihß;

ach/ die Aller-schönste lihß

ihren Unmuht auff mich fallen!

Dorime/ nach der ich ächtzte/

der ich meinen Jammer krächtzte –

weinend irr ich hin und her:

so ein Unmäntsch lebt nicht mehr!


Quelle:
Arno Holz: Dafnis. München 1904, S. 145-149.
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