An Frau v. D**, an ihrem Geburtstage, den 23. Febr. 1781. bey Uebersendung eines Straußes von getrockneten Feldblumen

[224] Blümchen, so wie diese,

Gibt uns Wald und Wiese,

Berg und Thal;

Jeder kann sie finden,

Kann sich Kränze winden

Ohne Zahl.


O wie viele Freuden,

Wenn man sie bescheiden

Nicht verschmäht,

Sind, wohin wir wallen,

Ueberall und Allen

Hingesät!
[225]

Aber ach! der Wiese

Blümchen, so wie diese,

Sterben bald;

Ihrer sieht man keines,

Wenn im Herbst des Haines

Lied verhallt.


Keines konnt' ich finden

Jetzt in öden Gründen;

Dennoch dir

Einen Strauß zu geben,

Schafft' ich neues Leben

Diesen hier.


Alle Menschenfreuden

Sind im frühen Scheiden

Gleicher Art:

Selig, wer, wie diese

Kinderchen der Wiese,

Sie bewahrt!

Quelle:
Johann Georg Jacobi: Sämmtliche Werke. Band 3, Zürich 1819, S. 224-226.
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