11. Auftritt.

[34] Vorige. Zriny gerüstet.


ZRINY.

Ich dank' euch, meine Brüder! – Seid ihr alle

Versammelt, alle waffenfäh'ge Männer,

Wie ich's gebot?

PAPRUTOWITSCH.

Sie sind's, mein edler Graf!

ZRINY.

Wohlan, so hört auf eures Hauptmanns Stimme! –

Mit ungeheurer Macht zieht Soliman

Auf Sigeth los und dräut, uns zu verderben;

Drum, Brüder, gilt's! – Der Kaiser Maximilian

Rückt zwar nach Raab, sein Heer dort zu verschanzen:

Doch viel zu schwach, im offnen Feld dem Feind

Des Siegs zweideut'ge Lorbeern abzutrotzen,

Wär's tollkühn Wagnis, uns Entsatz versprechen.

Drum traut er uns und unsrer Felsentreue,

Daß wir für Gott, für Vaterland und Freiheit

Den Tod nicht achten, wie es Helden ziemt,

Und freudig für den heil'gen Glauben sterben. –

Scheut nicht die Macht! Das ganze Meer bricht sich

An einer einz'gen kühnen Felsenklippe.

Scheut nicht die Uebermacht! Und gehen hundert

Von ihrer Zahl auf einen Mann von uns:

Gott ist mit uns und seine heil'gen Engel.

Ich fühl' ein ganzes Heer in meiner Brust! –

Die weite Christenheit sieht angstzerrissen

Auf uns, den kleinen Haufen Männer, her.

So weit das Kreuz sich auf die Berge pflanzte,

Liegt alles Volk auf seinen Knien und betet

Zum ew'gen Gott für uns und unsern Sieg!

Und wie sie uns und unsrer Kraft vertraun,

So tretet stolz zum Kampfe, kühn zum Tod.

Wenn mir dann auch was Menschliches begegnet,

Und wenn ich früher fallen muß als ihr,

So sei mein alter Waffenfreund Alapi

Der Feste Hauptmann, dem gehorcht wie mir! –

Nun hört noch das Vermächtnis meines Willens,

Das ernste Wort des alten Hauptmanns an:

Wer seinen Obern den Gehorsam weigert,

Der stirbt durchs Beil; wer den bestimmten Platz

Auf Augenblicke nur verläßt, der stirbt

Ohne Verhör, wenn kein Befehl gerufen.

Wer einen Brief annimmt vom Sarazenen,

Stirbt als Verräter. Was vom Feinde kommt,

Wird ungelesen in die Glut geworfen.[35]

Zwei, die besorgt und ängstlich thun und heimlich

Sich in die Ohren flüstern, sollen hängen! Wer es sieht

Und, weil's ihm Freunde sind, die That nicht anzeigt,

Hängt wie sie selbst; denn wir sind Sterbende

Und haben kein Geheimnis vor einander.

Der Tod des Schützen, der am Schloßthor heut

Wider den Dwako seinen Degen zog,

Verbürge euch die Strenge meines Worts.

Mit ihm sterb' auch der Janitscharenhauptmann,

Der schwarze Lästrung wider unsern Glauben

Aus seiner gottverfluchten Lippe stieß.

Auch die dreihundert der gefangnen Türken;

Wir haben nichts zu essen für die Hunde

Und geben kein Quartier, verlangen keins.

Man pflanze ihre Köpfe aus die Mauer;

Sie zahlen uns für unsrer Dörfer Brand

Und für das Blut schuldlos erwürgter Brüder.

Ein großes Kreuz, das Zeichen unsers Glaubens,

Sei blutigrot auf unser Thor gestellt,

Das melde den verwegnen Türkenhunden,

Wie und wofür der Ungar kämpft und stirbt.

Und wie ich jetzt, der erste, euer Hauptmann,

Vor Gott hinkniee zum gewalt'gen Schwur,

So thut mir's nach und schwört's aus meinen Säbel:


Er tritt ganz in den Vordergrund und kniet nieder.


Ich, Niklas, Graf von Zriny, schwöre Gott,

Dem Kaiser und dem Vaterlande Treue

Bis in den Tod! So mag der Himmel mich

In meines Lebens letztem Kampf verlassen,

Wenn ich euch je verlasse, brüderlich

Nicht Sieg und Tod mit meinen Ungarn teile! –


Steht auf.


Schwöre mir's nach, mein heldenmütig Volk!


Alle knieen nieder. Die vier Hauptleute legen ihre Säbel auf Zrinys Säbel.


VILACKY UND ALAPI.

So schwören wir, Zriny, in deine Hand

Gott, Kaiser und dem Vaterlande Treue

Bis in den Tod! bis auf den letzten Mann!

ALLE.

Bis in den Tod! bis auf den letzten Mann!

JURANITSCH UND PAPRUTOWITSCH.

So schwören wir dir, Hauptmann, strenge Folge,

Wie du uns führst, nach deinem hohen Willen,

Bis in den Tod! bis auf den letzten Mann!

ALLE.

Bis in den Tod! bis auf den letzten Mann!

ZRINY.

Gott hört den Schwur und wird den Meineid rächen!


Der Vorhang fällt schnell.


Quelle:
Theodor Körner: Sämtliche Werke in vier Bänden. Band 3, Stuttgart [o.J.], S. 34-36.
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